Kant: Briefwechsel, Brief 617, An Christian Wilhelm Schwenckner.

		Kant: Briefwechsel, Brief 617, An Christian Wilhelm Schwenckner.


		An Christian Wilhelm Schwenckner.

		18. Febr 1794.

		Wohlgebohrner
		Geehrtester Herr
		Der Ihnen Gegenwärtiges überreicht, Hr. Doctor Chladny, wird
		seine Angelegenheit, weshalb er sich in Mitau einige Tage aufhalten
		wird, Ihnen am Besten selbst bekannt machen. Er ist ein wahrer,
		in Wissenschaften, vornehmlich in der Mathematik und was dem anhänglich
		ist, wohlbewanderter Gelehrter und wird, ausser einem neuen
		Vergnügen, welches er Ihrem Publikum zu kosten geben wird, es
		durch ein physisches Experiment über die Bewegung der in einer
		Fläche ausgedehnten Körper, die einen Klang geben können, es desto
		mehr in Verwunderung setzen, je verständiger, ja selbst in mathematischen
		Naturkenntnissen bewanderter es ist, folglich am meisten Ihren
		berühmten Mathematiker Hrn. Prof: Beitler, den ich bey dieser Gelegenheit
		meiner Hochachtung zu versichern bitte.

		Das Vergnügen, welches Sie mir bey Ihrer Durchreise durch
		Ihren angenehmen Besuch machten, war zu kurz, als daß ich nicht
		wünschen sollte, es möge eine neue Gelegenheit geben, unsere Gegend
		zu besuchen, um es nochmals und länger genießen zu können.

		Der Stud: Nagel, den ich mir damals Ihnen zu präsentiren die
		Freyheit nahm, hat eine Condition in Sklow, im Grosherz[ogthum]
		Litthauen, angenommen. Ein Anderer, dessen Brief ich hiebey anzuschließen
		mir die Freyheit nehme, den ich zwar nicht persönlich kenne,
		der mir aber ein noch weit brauchbareres Subject zu seyn scheint,
		empfiehlt sich zu ähnlichen Absichten, welchen ich also, wenn jemand
		Ihres Orts dergleichen bedarf, hiemit in Vorschlag bringe.

		Mit der vollkommensten Hochachtung und Freundschaft bin ich
		jederzeit

				Ew: Wohlgebohrn
		Königsberg		ergebenster Diener
		den 18 Febr. 1794.		I Kant



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