Kant: Briefwechsel, Brief 492, Von Iohann Wilhelm Andreas Kosmann.

     
           
 

 

 

 

 

 
  Von Iohann Wilhelm Andreas Kosmann.      
           
  21. Oct. 1791.      
           
  Wohlgebohrner,      
  Hochgeehrtester Herr Professor!      
  Ich bin so frey Ew. Wohlgeb. das erste Hefft meines Magazins      
  gehorsamst zu übersenden und Sie zu bitten mir zu erlauben, daß ich      
  Ihnen das zweite dediciren darf. Freuen soll es mir wenn Sie die      
  Recension Ihrer Critik der Urtheilskrafft Ihres Beyfalls würdigen.      
  Wollen Sie mich wohl gütigst nebst Herr Schulz dem mich zu emphelen      
  bitte, mit einem Aufsatz fürs 2te Hefft so bald als möglich beehren?      
       
           
  Es wäre mir lieb, wenn ich Ihr Urtheil über Reinholds ersten      
  Grundsatz, erfahren könnte. Ich glaube, das Bewußtseyn, welches er      
  als die Quelle der Elementarphilosophie aufstellt, entstehet durch die      
           
  Vergleichung der Begriffe der Einbildungskrafft, mit den Anschauungen.      
  Seine Definition der Vorstellung geht wohl auf Ideen, Begriffe und      
  die Nachbilder der Dinge in der Einbildung nicht aber auf Anschauungen.      
  Die Anschauung unterscheide ich im Bewustseyn nicht      
  von dem angeschauten Gegenstand, sondern blos das Nachbild derselben      
  in der Einbildung und die durch Begriffe zu einem gedachten Gegenstand      
  erhobene Anschauung. Ist dies wahr, so fällt sein erster Grundsatz.      
  Wird dieser aber als Faktum anerkannt, so stehet auch sein      
  ganzes Gebäude unerschüttert feste. Herr Iakob läßt HE. Schulz bitten      
  seine Ausgabe des Humes gütigst für mein Magazin zu rezensiren.      
           
  Beglüken Sie mich doch großer Mann mit einer gütigen Antwort,      
  ewig bin ich in wahrer Ehrfurcht und in zärtlichster Erwartung eines      
  Briefs von Ihnen und einer Beurteilung meines Magazins      
           
    Ew. Wohlgeb.      
  Schweidnitz den 21ten October gehorsamster Diener      
  1791. I. W. A. Kosmann      
           
  N. S. d. HE von Seidlitz Brief bitte ich an mich einzuschließen.      
  Das Paket ist 3 Monat auf der Post liegen geblieben. Gewiße Umstände      
  haben gemacht, daß mein Brief in HE. v. Seidlitz Schrifft in      
  der Mitte ganz falsch abgedrukt und Sachen aus einem mspt eingerükt      
  sind, die nicht dahin gehören.      
           
           
           
     

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