Kant: Briefwechsel, Brief 21, An Ludwig Ernst Borowski.

     
           
 

 

 

 

 

 
  An Ludwig Ernst Borowski.      
           
  6. März 1761.      
           
  P. T.      
           
  Ich habe gestern die operation an dem gewesenen Waysenvater      
  dem Lieutenant Duncker glüklich vollführen gesehen. Ich habe mit      
  dem operateur von meinem Vorhaben wegen eines blind gebohrnen      
  gesprochen. Er fand sich willig die operation an ihm vorzunehmen      
  wenn er ihn zuvor untersucht und dazu tüchtig gefunden haben würde.      
  Es hat auch schon eine Gesellschaft guter Freunde sich engeagirt die      
  Kosten zu seiner Pflege so lange die Cur hier dauert herzugeben.      
  Ich habe also keine Zeit zu verlieren. Ich bitte ergebenst berichten      
  Sie mir doch den Nahmen dieses Iungen aus Lichtenhagen oder wie      
  der Ort sonst heißen mag wovon letzlich geredet wurde, den Nahmen      
  des Priesters unter welchem sein Vater gehöret und wo möglich den      
  Nahmen und Aufenthalt des Edelmanns oder Amtmanns wer es auch      
  ist welcher über dieses Dorf zu gebieten hat. Befehlen Sie meinem      
  Bedienten, wenn er wieder kommen soll die Antwort von Ihnen abzuholen.      
  Dies ist der Fall wo man nicht anders seine eigene Absichten      
  erreichen kan als indem man die Glückseeligkeit eines andern befördert.      
  Meine verbindlichste Empfehlung an ihren jungen Herren und meinen      
  tiefen respect an die sämtliche gnädige Dames ihres Hauses. Ich      
  bin mit aller Hochachtung      
           
    Dero      
    treuer Freund u. Diener      
  d. 6 Mertz: Kant.      
  1761.        
           
           
           
     

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