Kant: Briefwechsel, Brief 194, Von Iohann Friedrich Plessing. |
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Von Iohann Friedrich Plessing. | |||||||
23. Mai 1783. | |||||||
Wohlgebohrner | |||||||
Hochgelahrter, Hochgeehrtester Herr Profeßor | |||||||
theurester Gönner | |||||||
Seit Langer Zeit hat mir nicht ein Brief so viel Freude gemacht, | |||||||
als der welchen ich den 1 Maii von Ew. Wohlgeb. empfangen habe. | |||||||
Er war auf mancherley Weise ein Balsam für mein verwundetes und | |||||||
Bekümmertes Hertz. So ward ich auf eine fühlbare Weise aufs neue | |||||||
überzeuget von der großen Güte und Freundschaft Ew. Wohlgeb. die | |||||||
mein Sohn von Ihnen genoßen, und so oft in seinen Briefen mit dem | |||||||
erkenntlichsten Hertzen gegen mich gerühmet hat. Nehmen Sie nun | |||||||
meinen schuldigsten Dank an, den ich Ihnen, für Sie Gott anruffend | |||||||
aufrichtigst abstatte, und Bleiben Sie auch in der Entfernung sein | |||||||
großer Gönner, deßen Empfehlungen ihm zu seinem Glück, unentBehrlich | |||||||
sind. Werde ihm die erlangte Magister Würde ein glücklicher | |||||||
Schritt zu einer Baldigen weitern Beförderung, wo er seine | |||||||
Talente der Welt nutzbar Gott zum Preise anwenden könne. Dies | |||||||
erbitte ich mir von Gott noch zu erleben, da ich der Ewigkeit so nahe | |||||||
bin. Gott hat an meinem Sohn mehr gethan als ich jemals vermuthet | |||||||
und erwartet habe. Dies Bleibe mir ein unaufhorlicher Antrieb, ihm | |||||||
und den irrdischen Gönnern und Wohlthätern meines Sohnes so | |||||||
demüthig als freudig zu danken. Ich kan Ew. Wohlgeb. nicht vergelten, | |||||||
das Gute sie meinem Sohn in Konigsberg Bewiesen. Ich suche | |||||||
die Vergeltungen für Sie im Himmel. Gott gewähre mich meiner | |||||||
Bitte, der ich noch sterbend Bin | |||||||
Ew. Wohlgeb. | |||||||
treu verbundenster Diener | |||||||
Wernigerode den 23 Maii 1783. | |||||||
Ioh. Fried. Plessing | |||||||
[ abgedruckt in : AA X, Seite 317 ] [ Brief 193c ] [ Brief 195 ] [ Gesamtverzeichnis des Briefwechsels ] |