Kant: Briefwechsel, Brief 164, An Marcus Herz.

     
           
 

 

 

 

 

 
  An Marcus Herz.      
           
  1. Mai 1781.      
           
  Wohlgebohrner      
  Hochgeschätzter Freund      
           
  Diese Ostermesse wird ein Buch von mir, unter dem Titel: Critik      
  der reinen Vernunft, herauskommen. Es wird unter Hartknochs      
  Verlage bey Grunert in Halle gedruckt und das Geschäfte von HEn.      
  Spener, Buchhändler in Berlin dirigirt. Dieses Buch enthält den      
  Ausschlag aller mannigfaltigen Untersuchungen, die von den Begriffen      
  anfingen, welche wir zusammen, unter der Benennung des mundi      
  sensibilis und intelligib:, abdisputirten und es ist mir eine wichtige Angelegenheit,      
  demselben einsehenden Manne, der es würdig fand meine      
  Ideen zu bearbeiten und so scharfsinnig war, darinn am tiefsten hineinzudringen,      
  diese ganze Summe meiner Bemühungen zur Beurtheilung      
  zu übergeben.      
           
  In dieser Absicht bitte ergebenst HEn Carl Spener inliegenden      
  Brief selbst in die Hände zu geben und mit ihm folgende Stücke gütigst      
  zu verabreden, nach der Unterredung aber mir, wofern meine Zumuthung      
  nicht zu dreust ist, mit der nächsten Umgehenden Post davon Nachricht      
  zu ertheilen.      
           
  1. Sich zu erkundigen, wie weit der Druck ietzt gekommen sey      
  und in welchen Tagen der Messe das Buch wird in Leipzig ausgegeben      
  werden können.      
           
           
  2. Da ich 4 Exemplare vor Berlin destinirt habe, ein Dedications      
  Exemplar an Sr. Excell. HEn. Ministre v. Zedlitz, eines vor Sie,      
  eines vor HE Mendelssohn und eines vor HEn Doctor Sell, welches      
  letztere bey HEn. Capellmeister Reichard abzugeben bitte, (der mir      
  vor einiger Zeit ein exemplar von Sells philos: Gesprächen zugeschickt      
  hat), so bitte ich ergebenst HEn Spener zu ersuchen, daß er so fort      
  nach Halle schreiben wolle und veranstalte, daß gedachte 4 Exemplare      
  auf meine Kosten, so bald der Druck fertig ist, über Post nach Berlin      
  geschickt werde und er sie Ihnen überliefere. Das Postgeld bitte      
  auszulegen, imgleichen das Dedicationsexemplar in einem -zierlichen      
  Bande binden zu lassen und die Güte zu haben, es in meinem Nahmen      
  an des HEn v. Zedlitz Excellence abzugeben. Es versteht sich von      
  selbst, daß HE. Spener es so veranstalten werde, daß dieses Exemplar      
  so früh nach Berlin komme, daß noch nicht irgend ein anderes dem      
  Minister früher zu Gesichte hat kommen können. Die hiebey vorfallende      
  Kosten bitte ergebenst auszulegen und wegen derselben auf mich      
  zu assigniren. Vor die Exemplare selbst ist nichts zu bezahlen, denn      
  ich habe mir über 10 oder 12 derselben zu disponiren bey HEn Hartknoch      
  ausbedungen.      
           
  So bald ich durch Ihre gütige Mühwaltung von allem diesen      
  Nachricht habe, werde mir die Freyheit nehmen, an Sie, werthester,      
  und HEn Mendelssohn über diesen Gegenstand etwas mehreres zu      
  schreiben, bis dahin bin mit der größten Hochachtung und Freundschaft      
           
    Ew: Wohlgeb:      
    ergebenster Diener      
  Koenigsberg I Kant      
  d 1. May 1781.        
           
           
           
     

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