Kant: Briefwechsel, Brief 146, An Marcus Herz. |
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An Marcus Herz. | |||||||
4. Febr. 1779. | |||||||
Auf Ihr ausdrückliches Verlangen, hochgeschätzter Freund, habe | |||||||
das sehr kümmerlich abgefaßte Manusript auf die Post gegeben und | |||||||
mit der nächsten Post wird hoffentlich noch ein anderes, vielleicht | |||||||
etwas ausführlicheres nachfolgen, um, soviel als sich thun läßt, Ihrer | |||||||
Absicht beforderlich zu seyn. | |||||||
Eine gewisse Misologie, die Sie, wie ich aus Ihrem letzteren zu | |||||||
ersehen glaube, an HEn Kraus bedauren, entspringt, so wie manche | |||||||
Misanthropie, daraus, daß man zwar im ersteren Fall Philosophie, | |||||||
im zweyten Menschen liebt, aber beyde undankbar findet, weil man | |||||||
ihnen theils zu viel zugemuthet hat, theils zu ungeduldig ist, die | |||||||
Belohnung vor seine Bemühung von beyden abzuwarten. Diese | |||||||
mürrische Laune kenne ich auch; aber ein günstiger Blick von Beyden | |||||||
versöhnt uns bald wiederum mit ihnen und dient dazu, die Anhänglichkeit | |||||||
an sie nur noch fester zu machen. | |||||||
Vor die Freundschaft die Sie HEn Kraus zu beweisen, so willfährig | |||||||
sind danke ergebenst. Herren Secret: Biester bitte meine verbindlichste | |||||||
Gegenempfehlung zu machen. Ich würde mir die Freyheit | |||||||
genommen haben ihn schriftlich um Gefälligkeit gegen HE Kraus zu | |||||||
ersuchen, wenn ich nicht Bedenken getragen hätte, bey dem Anfange | |||||||
unserer Bekanntschaft ihm wodurch Beschwerde zu machen. Ich bin | |||||||
mit unveränderter Hochachtung und Freundschaft | |||||||
Ihr | |||||||
ergebenster treuer | |||||||
Koenigsberg | Diener | ||||||
d. 4 Febr: 1779. | I Kant. | ||||||
[ abgedruckt in : AA X, Seite 248 ] [ Brief 145a ] [ Brief 146a ] [ Gesamtverzeichnis des Briefwechsels ] |