Kant: AA XXIII, Vorarbeiten zur Religion innerhalb der ... , Seite 096

   
         
 

Zeile:

 

Text (Kant):

 

Verknüpfungen:

 

 

 
  01 Die Regeln der öffentlichen Gründung der Religion möchten sonst    
  02 unter die Principien der Religion selbst gezählt werden oder umgekehrt    
  03 durch diese jene ausgeschlossen und verneint werden.    
         
  04

Dritte Seite

   
         
  05 über den gleichfalls die Frage aufgeworfen worden warum er so    
  06 und nicht vielmehr: Religion aus bloßer Vernunft als völlig a priori d. i.    
  07 unabhängig von aller Offenbahrung möglich ausgedrückt worden so ist    
  08 der Grund dazu dieser: Daß dadurch die Auslegung hat verhütet werden    
  09 sollen als würde damit ihre subjective Möglichkeit d. i. die Errichtung    
  10 derselben in menschlichen Geschlechtern mit Ausschließung aller Offenbahrung    
  11 behauptet sondern nur wenn man von aller Offenbahrung    
  12 abstrahirt was für die bloße Vernunft noch als Religion objectiv übrig    
  13 bleibt (als religio pura von der religione applicata) Daß nun die Vernunft    
  14 dieser ihre Zulänglichkeit und Selbständigkeit (objectiv betrachtet) behauptet    
  15 ist eine nothwendige Folge ihres Gebrauchs in practischer Absicht    
  16 (weil Religion eine ihr ganz angehörige Idee ist) wodurch für den    
  17 speculativen Gebrauch derselben und das theoretische Erkentnis der    
  18 möglichen Ursachen der Gründung derselben im menschlichen Geschlecht    
  19 nichts bestimmt wird welches dadurch im Titel bemerklich gemacht worden    
  20 daß sie als Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft vorgestellt    
  21 und dadurch ein weiterer Kreis als auf den sie sich einschränkt zugestanden    
  22 worden.    
         
         
  23 Da Offenbahrung auch die reine Vernunftreligion in sich begreifen    
  24 kann aber nicht umgekehrt (diese das historische der erstern) so    
  25 kann ich die letztere als eine engere binnen der ersteren enthaltene Sphäre    
  26 die a priori für sich selbst besteht betrachten und innerhalb der Grenzen    
  27 derselben muß sich der Philosoph als ein solcher mit seiner Religionslehre    
  28 halten aber da dann auch die umgekehrte Methode versucht worden    
  29 ob nicht indem ich von irgend einer dafür gehaltenen Offenbarung ausgehe    
  30 wenn ich von dem empirischen was darinn ist abstrahire sie auf das    
  31 vorige System der reinen Vernunftreligion zurückführe und zwar als für    
  32 sich in practischer (moralischer) Absicht hinreichendes System welches    
         
     

[ Seite 095 ] [ Seite 097 ] [ Inhaltsverzeichnis ]