Kant: AA XXIII, Vorarbeit zu den Prolegomena zu einer ... , Seite 061 |
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01 | von Büchern einen Begrif zu machen gewohnt sind die Lust | ||||||
02 | zum Lesen des Buchs selbst frühzeitig zu benehmen, eine Menge von | ||||||
03 | Sätzen,die außer dem Zusammenhange mit ihren Beweisgründen und | ||||||
04 | Erläuterungen gerissen (vornehmlich so antipodisch, wie diese in Ansehung | ||||||
05 | aller Schulmetaphysik sind) nothwendig widersinnisch lauten | ||||||
06 | müssen, in einem Athem hinter einander her zu sagen, die Gedult des | ||||||
07 | Lesers bis zum Ekel zu bestürmen, und denn, nachdem man mich mit dem | ||||||
08 | sinnreichenden Satze daß beständiger Schein Wahrheit sey | ||||||
09 | bekannt gemacht hat mit der derben doch väterlichen Lection zu schließen: | ||||||
10 | Wozu denn der Streit wider die angenommene Sprache, wozu denn | ||||||
11 | und woher die idealistische Unterscheidung? Ein Urtheil welches alles | ||||||
12 | Eigenthümliche meines Buchs da es vorher metaphysische Ketzerey seyn | ||||||
13 | solte, zuletzt in einer bloßen Sprachneuerung setzt und klar beweist daß | ||||||
14 | mein angemaßter Richter auch nicht das Mindeste davon und oben ein | ||||||
15 | sich selbst nicht recht verstanden habe. | ||||||
16 | Rec: spricht indessen wie ein Mann, der sich wichtiger und vorzüglicher | ||||||
17 | Einsichten bewußt seyn muß, die er aber noch verborgen hält; | ||||||
18 | denn mir ist in Sachen der Metaphysik neuerlich nichts bekannt geworden, | ||||||
19 | was zu einem solchen Tone berechtigen könnte. Daran thut er aber sehr | ||||||
20 | unrecht, daß er der Welt seine Entdeckungen vorenthält; denn es geht | ||||||
21 | ohne Zweifel noch mehreren so, wie mir, daß sie, bey allem Schönen, | ||||||
22 | was seit langer Zeit in diesem Fache geschrieben worden, doch nicht | ||||||
23 | finden konnten, daß die Wissenschaft dadurch um einen fingerbreit weiter | ||||||
24 | gebracht worden. Sonst: Definitionen anspitzen, lahme Beweise mit neue | ||||||
25 | Krücken versehen, dem Cento der Metaphysik neue Lappen, oder einen | ||||||
26 | veränderten Zuschnitt geben, das findet man noch wohl, aber das verlangt | ||||||
27 | die Welt nicht. Metaphysischer | ||||||
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