Kant: AA XIX, Erläuterungen zu A. G. Baumgartens ... , Seite 276 |
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01 | ja, wenn ihnen auch kein Gegenstand der Erfahrung correspondirte, die | ||||||
02 | bloße Denkungsart und Gesinnung nach Principien schon gnug ist. | ||||||
7202. ψ. L Bl. Duisburg 6. S. I--IV. R I 9--16. |
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04 | S. I: | ||||||
05 | Wir haben ein wohlgefallen an Dingen, die unsere Sinne rühren, | ||||||
06 | der weil sie unser Subiect harmonisch afficiren und uns unser ungehindertes | ||||||
07 | Leben oder die Belebung fühlen lassen. Wir sehen aber, daß | ||||||
08 | die Ursache dieses Wohlgefallens nicht im Obiecte sey, sondern in der individuellen | ||||||
09 | oder auch specifischen Beschaffenheit unseres Subiects liege, mithin | ||||||
10 | nicht nothwendig und allgemein=gültig sey: die Gesetze, welche die | ||||||
11 | Freyheit der Wahl in Ansehung alles dessen, was gefällt, mit sich selbst | ||||||
12 | in Einstimmung bringen, enthalten dagegen vor iedes Vernünftige Wesen, | ||||||
13 | das ein Begehrungsvermögen hat, den Grund eines nothwendigen Wohlgefallens; | ||||||
14 | darum kan uns das Gute nach diesen Gesetzen auch nicht gleichgültig | ||||||
15 | seyn, so wie etwa die Schönheit; wir müssen auch Wohlgefallen | ||||||
16 | an seinem Daseyn haben, denn es stimmt allgemein mit Glückseeligkeit | ||||||
17 | mithin auch mit meinem Interesse. | ||||||
18 | Die Materie der Glückseeligkeit ist sinnlich, die Form derselben aber | ||||||
19 | ist intellectuel: diese ist nun nicht anders möglich als Freyheit unter Gesetzen | ||||||
20 | a priori, ihrer Einstimmung mit sich selbst, und dieses zwar nicht | ||||||
21 | um Glückseeligkeit wirklich zu machen, sondern zur Möglichkeit und Idee | ||||||
22 | derselben. Denn die Glückseeligkeit besteht eben im Wohlbefinden, sofern | ||||||
23 | es nicht äußerlich zufällig ist, sondern auch nicht empirisch abhängend, | ||||||
24 | sondern auf unsrer eignen Wahl beruht. Diese muß bestimmen und nicht | ||||||
25 | von der Naturbestimmung abhängen. Das ist aber nichts anders als die | ||||||
26 | wohlgeordnete Freyheit. | ||||||
27 | Nur der ist fahig glücklich zu seyn, dessen Gebrauch seiner Willkühr | ||||||
28 | nicht deren datis zur Glückseeligkeit, die ihm Natur giebt, zuwieder ist. | ||||||
29 | Diese Eigenschaft der freyen Willkühr ist die conditio sine qva non der | ||||||
30 | Glückseeligkeit. Glückseeligkeit ist eigentlich nicht die (g größte ) Summe | ||||||
31 | des Vergnügens, sondern die Lust aus dem Bewustseyn seiner Selbstmacht | ||||||
32 | zufrieden zu seyn, wenigstens ist dieses die wesentliche formale Bedingung | ||||||
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