Kant: AA XIX, Erläuterungen zu A. G. Baumgartens ... , Seite 272 |
|||||||
Zeile:
|
Text:
|
|
|
||||
01 | gehört Vermögen, es sey eine Macht oder Ehre oder Reichthum in summa, | ||||||
02 | einen Einflus zu haben. | ||||||
03 | Der zweyte grad ist also, daß man auch anderer Mitwirkung überhaupt | ||||||
04 | entbehren könne. (g Denn es ist nicht sicher, daß sie uns bedürfen | ||||||
05 | möchten; sie können sich eben so wie wir davon losmachen. ) | ||||||
06 | Der dritte, daß man auch alles entbehren könne, was vom Glück abhängt | ||||||
07 | und darin seine Zufriedenheit und Werth setze, daß man sich selbst | ||||||
08 | niemals verringert sehen kann. | ||||||
7199. ψ? υ-χ?? L Bl. E 61. S. I und II. R II 223-225. |
|||||||
01 | S. I: | ||||||
11 | Zur practischen philosophie. | ||||||
12 | Die erste und wichtigste Bemerkung, die der Mensch an sich selbst | ||||||
13 | macht, ist, daß er durch die Natur bestimt sey selbst der Urheber seiner | ||||||
14 | Glückseeligkeit und sogar seiner eigenen Neigungen und Fertigkeiten zu | ||||||
15 | seyn, welche diese Glückseeligkeit möglich machen. Hieraus folgert er, daß er | ||||||
16 | seine Handlungen nicht nach instincten sondern nach Begriffen, die er sich | ||||||
17 | von seiner Glückseeligkeit macht, anzuordnen habe, daß die größte Besorgnis | ||||||
18 | dieienige sey, welche er vor sich selbst hat: entweder seinen Begrif | ||||||
19 | falsch zu machen oder sich von demselben durch thierische Sinnlichkeit ableiten | ||||||
20 | zu lassen, vornämlich vor einem Hange dazu, (g diesem ) seinem Begriffe | ||||||
21 | zuwieder habitualiter zu handeln. Er wird sich also als ein frey | ||||||
22 | handelndes Wesen und zwar dieser independentz und Selbstherrschaft nach | ||||||
23 | zum vornehmsten Gegenstande haben, damit die Begierden unter einander | ||||||
24 | mit seinem Begrif von Glückseeligkeit und nicht mit Instincten zusammen | ||||||
25 | stimmen, und in dieser Form besteht das wohl geziemende der Freyheit eines | ||||||
26 | vernünftigen Wesens geziemende Verhalten. Zuerst wird seine Handlung | ||||||
27 | dem allgemeinen Zwek der Menschheit in seiner eignen Persohn gemäß | ||||||
28 | eingerichtet werden müssen und also nach Begriffen und nicht instincten, | ||||||
29 | damit diese unter einander zusammen stimmen, weil sie mit dem Allgemeinen, | ||||||
30 | nämlich der N der Natur, zusammenstimmen. Es ist also nicht | ||||||
31 | die empirische Selbstliebe, welche der Bewegungsgrund eines vernünftigen | ||||||
32 | Wesens seyn soll, denn diese geht von einzelnen zu allen, sondern die | ||||||
33 | rationelle, welche vom Allgemeinen und durch dasselbe die Regel vor das | ||||||
[ Seite 271 ] [ Seite 273 ] [ Inhaltsverzeichnis ] |
|||||||