Kant: AA XIX, Erläuterungen zu A. G. Baumgartens ... , Seite 239 |
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01 | Das Herz von eigen moralischem Eigendünkel. Die Hofnung der Glükseeligkeit | ||||||
02 | von phantastischen Aussichten. Den Begrif der Gottheit von den | ||||||
03 | schwachen Begriffen Nachsichtlicher Gütigkeit, imgleichen dem Dienstbedürftigen | ||||||
04 | Willen observantzen zu verlangen, von leicht kindischem Leichtsinn | ||||||
05 | leerer Hofnung und von knechtischer furcht kriechender Andächteley und | ||||||
06 | gab ihm Heiligkeit des Willens als die norm der Gütigkeit seiner Absichten. | ||||||
07 | Folglich wurde die moral mit einer Stütze versehen, worauf sich alle Hebel | ||||||
08 | fest, die das Hertz bewegen sollen, fest stützen, aber zugleich rein, ohne Beymengung | ||||||
09 | der eigennützigen Absichten oder fremdartiger Ersetzungsmittel. | ||||||
7061. φ. Pr 48. In §87: |
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11 | Die Willkühr wird entweder durch die moralitaet eingeschränkt oder | ||||||
12 | nicht. Im ersten fall ist sie heiligkeit eine sinnliche und regellose, im | ||||||
13 | Zweyten eine intellektuelle und vollkommene willkühr: Heiligkeit und | ||||||
14 | tugend. | ||||||
7062. φ. Pr 48. In §87: |
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16 | Das principium der moralitaet bestehtbricht ab. | ||||||
17 | Alle Handlung, deren Bedingungen zum allgemeinen Gesetz der willkühr | ||||||
18 | (inneren, äußeren) dienen können, ist moralisch gut. Eine empirische | ||||||
19 | Bedingung (Glükseeligkeit) kan dazu nicht dienen, mithin nicht die Übereinstimung | ||||||
20 | (g mit ) der Neigung, sondern die form der freyheit. | ||||||
21 | Moralitaet - Legalitaet; diese natürlich oder bürgerlich. | ||||||
22 | Die aptitudo der Handlungen zu äußeren Gesetzen ist legalitas, vel | ||||||
23 | naturalis vel civilis. | ||||||
24 | Freyheit überhaupt unter Gesetzen ist moralitaet. | ||||||
25 | Natur unter Gesetzen ist ein tautologischer Begrif. Man darf also | ||||||
26 | nicht dazu setzen, daß sie unter Gesetzen stehen müsse. Der Begrif der | ||||||
27 | freyheit, so fern er der Natur entgegengesetzt wird, wird hier so angenommen, | ||||||
28 | wie ihn jeder voraussetzt, der praktische qvaestionen thut, da man | ||||||
29 | etwas thun soll; die schwierigkeiten können nur im Munde dessen gelten, | ||||||
30 | der dieses praktisch läugnet. | ||||||
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