Kant: AA XIX, Erläuterungen zu A. G. Baumgartens ... , Seite 203 |
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01 | in einer möglichen Guten Welt an meinem theile zu erreichen | ||||||
02 | suchen. | ||||||
03 | Das ist an sich selbst gut, was nicht von blos zufelligen Bedingungen | ||||||
04 | Abhängt, sondern von meiner Willkühr. | ||||||
6908. υ. Pr XIII'. |
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06 | Die Welt ist von keinem Werth, wo nicht vernünftige Wesen sind, | ||||||
07 | von denen sie gebraucht wird (nicht blos angeschaut wird); der blos beliebige | ||||||
08 | Gebrauch der Welt Gehet auf das Vergnügen des Lebens. Also | ||||||
09 | war dieses als aller Vernünftiger Geschöpfe natürlicher Zwek auch die | ||||||
10 | einzige Absicht, wozu eine Welt Gut ist, nicht blos zum Genuß, sondern | ||||||
11 | auch zum Gebrauch. Allein die oberste Bedingung dieser Absicht ist der | ||||||
12 | Gute Gebrauch, den sie von sich selbst und den Dingen der Welt machen. | ||||||
6909. υ. Pr XIII'. |
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14 | Alles in der Natur ist nur Gut, in so fern es zwekmäßig ist, und alles | ||||||
15 | ist dennoch der Willkühr subordinirt. Die Natur stimmt mit der freyheit | ||||||
16 | zusammen, wenn die Zweke der ersten die letzte unter sich fassen. | ||||||
6910. υ. Pr XIII'. |
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18 | Die Nothwendigen Gesetze (die a priori feststehen) der allgemeinen | ||||||
19 | glükseeligkeit sind moralische Gesetze. Sie sind gesetze der freyen Willkühr | ||||||
20 | überhaupt, und die Regeln derselben necessitiren intellectualiter; mithin, | ||||||
21 | weil sie einzig und allein die Glükseeligkeit auf die Ursache der freyheit | ||||||
22 | bringen und also die Würdigkeit Glüklich zu seyn bey sich führen, so sind | ||||||
23 | alle sinnliche stimuli und motiva felicitatis a posteriori unter ihnen. | ||||||
24 | Die Gr0eßte Natürliche Zweke eines Vernünftigen Wesens gehen so | ||||||
25 | gar nur auf vernünftige Wesen, und daher ist der Genuß der Sinne bey | ||||||
26 | weitem kein ächtes Stük der Glükseeligkeit. | ||||||
6911. υ. Pr XIII'. |
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28 | Die Glükseeligkeit a priori hat kan in keinem andern Grunde gesetzt | ||||||
29 | werden als in der Regel der Einstimmung der freyen Willkühr. Dieses | ||||||
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