Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 446

     
           
 

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  01 zu verurtheilen, sondern sich seine Scrupel unverholen selbst zu gestehen      
  02 und, ohne sich durch Besorgnis, man werde dadurch unehrerbietig werden,      
  03 zu unterdrükung derselben und schmeichlerischen Lobeserhebungen verleiten      
  04 zu lassen, wie Hiobs Freunde. Die Regirung Gottes ist nicht despotisch,      
  05 sondern väterlich. Es heißt nicht: räsonnirt nicht, sondern gehorcht,      
  06 sondern vielmehr: raisonnirt fleißig, damit ihr aus eigener Überzeugung      
  07 freywillig und ungeschreckt die Verehrung Gottes beweisen könnt,      
  08 die nichts von gar keinem Wert seyn würde, wenn sie abgedrungen wäre.      
  09 Mit dem sclavisch glaubenden und eben darum tyrannsich andere zu      
  10 diesem Glauben bewegenden ist nichts anzufangen. Wer Liebe zum      
  11 Frieden hat, fängt es mit ihnen nicht auf Vernunftgründe an.      
           
   

 

6088.   ψ2.   M 370'.   Zu M § 904:
 
     
  13 Der Gesetzgeber muß gütig seyn; sonst macht sein Gebot keine Verbindlichkeit      
  14 zum Gehorsam (Er muß auch allmächtig seyn); aber sein Gesetz      
  15 muß, wenn er weise ist, heilig seyn. Als gesetzgeber ist Gott also heilig,      
  16 als Regent gütig, und, da dieses nur unter der Bedingung der übereinstimung      
  17 mit ienem moglich ist, um der Weisheit willen, so ist er als      
  18 Richter gerecht.      
           
   

 

6089.   ψ2.   M 370'.   Zu M § 904:
 
     
  20 Die gütigkeit unter der einschränkenden Bedingung der Würdigkeit      
  21 des subditi ist gerechtigkeit. Sie setzt also ein imperium voraus. Gott      
  22 als Beherrscher ist gütig, aber unter einschrankenden Bedingungen seiner      
  23 Heiligkeit. Die Gesetzgebende Heiligkeit ist die Vollkommenheit des      
  24 Willens, nicht blos der legalitaet der Handlungen, sondern auch der moralitaet.      
  25 Der gottliche Wille ist heilig; er fodert moralitaet.      
           
   

 

6090.   ψ2? υ—χ??   M 370.   E I 459.   Zu M § 906 „Iustitia“:
 
     
  27 Die Gütigkeit, so fern sie auf Bedingungen der Gesetzmäßigkeit eingeschränkt      
  28 ist, ist Gerechtigkeit.      
           
  29 (s Ist die Weisheit Gottes in der Einschrankung seiner Gütigkeit      
     

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