Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 435 |
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01 | Begriffe, die geglaubt werden, sondern unmittelbare Anschauungen seyn, | |||||||||
02 | die wir von den Urbildern im Gottlichen Verstande haben. Also sind es | |||||||||
03 | Ansch Wir können diese aber nur mit Mühe entwickeln. Also sind es bloße | |||||||||
04 | Wiedererinnerungen der alten Ideen aus der Gemeinschaft mit Gott. Nun | |||||||||
05 | wäre dieses noch nicht Schwarmerey, sondern bloße Erklärungsart der | |||||||||
06 | Moglichkeit der Erkenntnisse a priori. Aber nun kommt eine Vermuthung, | |||||||||
07 | auch noch jetzt dieser Gemeinschaft mit Gott und der Unmittelbaren Anschauung | |||||||||
08 | dieser Ideen theilhaftig zu werden (Mystische Anschauung), auch | |||||||||
09 | wohl, darin den Geg unmittelbaren Gegenstand aller seiner Neigungen | |||||||||
10 | zu finden, die sich nur aus Misverstand auf Erscheinungen als die Typen | |||||||||
11 | derselben bisher gewandt haben (mystische Liebe Gottes). Aber da es geni | |||||||||
12 | warscheinlich ist, daß es zwischen Uns und Gott eine Große Rei Stufenleiter | |||||||||
13 | Geschopfe gebe, die sich von uns bis zu ihm erstrecken (g genii ), | |||||||||
14 | astralische Geister, Aeonen, so konnte man zuvor zur gemeinschaft mit | |||||||||
15 | diesen und dem Vorspriel intellectueller ursprünglichen anschauungen gelangen. | |||||||||
16 | Da aber die Ursprüngliche Ideen die Ursache der Wirklichkeit | |||||||||
17 | ihrer Gegenstande sind, so konnte man dadurch noch hoffen, auf die Natur | |||||||||
18 | eine obermacht auszuüben. und so war die Neuplatonische Schule, welche | |||||||||
19 | sich eclectisch nannte, indem sie vorgab, ihre Weisheit in allen alten zu | |||||||||
20 | finden, weil sie solche ihre Träumereyen in sie hineinlegte, fertig mit aller | |||||||||
21 | rasenden Schwäremerey, womit sie die Welt heimgesucht hat. (g endlich der | |||||||||
22 | Spinozism. (Theosophie durch Anschauen.) ) Die aristotelische Philosophie | |||||||||
23 | verdrängte diesen Wahn. Man fing von Begriffen an, zu denen | |||||||||
24 | wir bey veranlassung der Erfahrung gelangt (nihil est in intellectu —). | |||||||||
25 | Nun aber M 355: gelangte man zu Erkentnissen a priori, ohne zu ungersuchen, | |||||||||
26 | wie dieses nach dem obigen Grundsatze moglich sey. Diese erweiterten | |||||||||
27 | sich, und, weil alles, was innerhalb der Sinnenwelt bleibt, | |||||||||
28 | immer bedingt ist, so trieb die Vernunft die dort gültige Grundsatze | |||||||||
29 | höher hinauf und über die Sinnenwelt hinaus, im Zutrauen, sie werden | |||||||||
30 | immer einen eben so sicheren Erwerb geben, als sie bis dahin Erklärung des | |||||||||
31 | vorhandenen gegeben hatten. Nun fingen an die subiective Bedingungen | |||||||||
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