Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 386 |
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01 | Allein das Bewustseyn der Warnehmungen bezieht alle Vorstellung | |||||||||
02 | nur auf uns selbst als Modificationen unseres Zustandes; sie sind alsdenn | |||||||||
03 | unter sich Getrennt, und vornehmlich sind sie nicht Erkentnisse von | |||||||||
04 | irgend einem Dinge und beziehen sich auf kein Obiect. Sie sind also | |||||||||
05 | noch nicht Erfahrung, welche zwar empirische Vorstellung, aber zugleich | |||||||||
06 | als Erkentnis der Gegenstande der Sinne enthalten muß. | |||||||||
07 | M 95': | |||||||||
08 | Wenn wir die Logik wegen dessen, was Erkentnis überhaupt heissen | |||||||||
09 | kan, befragen, so ist Begrif das was eine Vorstellung (g oder Inbegrif | |||||||||
10 | derselben ), die auf einen Gegenstand bezogen worden und ihn bezeichnet; | |||||||||
11 | und indem wir einen Begrif mit einem andern in einem Urtheile verknüpfen | |||||||||
12 | (trennen), so denken wir etwas von dem Gegenstande, der durch | |||||||||
13 | einen gegebenen Begrif bezeichnet worden, d.i. wir erkennen ihn, indem | |||||||||
14 | wir über ihn urtheilen. Alles Erkentnis, mithin auch das der Erfahrung, | |||||||||
15 | besteht demnach aus Urtheilen; und selbst Begriffe sind vorstellungen, die | |||||||||
16 | zu möglichen Urtheilen zubereitet sind, indem sie etwas überhaupt was | |||||||||
17 | gegeben worden, als durch ein Prädicat erkennbar vorstellen. | |||||||||
18 | Also sind ist Erfahrung nur durch Urtheile moglich, in denen Warnehmungen | |||||||||
19 | zwar die empirische Materialien ausmachen, die Form der B(ziehung | |||||||||
20 | derselben aber auf ein obiect aber und Erkentnis desselben durch | |||||||||
21 | Warnehmungen nicht vom empirischen Bewustseyn allein abhängen kan. | |||||||||
22 | Die Form aber eines jeden Urtheils besteht in der obiectiven Einheit | |||||||||
23 | des Bewustseyns der gegebenen Begriffe, d.i. in dem Bewustseyn, daß | |||||||||
24 | diese zu einander gehören müssen, und dadurch ein obiect bezeichnen, in | |||||||||
25 | dessen (g vollständiger ) Vorstellung sie jederzeit zusammen angetroffen | |||||||||
26 | werden. | |||||||||
27 | Es ist aber diese nothwendigkeit der Verknüpfung nicht eine Vorstellung | |||||||||
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