Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 293 |
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| 01 | (g was ) zufälliger-weise existirt ist ein Satz eine Ursache haben müsse ist zwar | |||||||||
| 02 | auch ein apodictischer aber nur discursiver Satz aus Begriffen mithin jede Aussage | |||||||||
| 03 | warhaft seyn müsse und daß die Lüge verwerflich sey, ist ein apodictischer, | |||||||||
| 04 | aber discursiver Satz aus Begriffen und kan ein Dogma heissen. | |||||||||
| 05 | Alle Wissenschaften apodictische Gewisheit ist also nur in zweyen | |||||||||
| 06 | Wissenschaften, welche die Erkentnis der Vernunft a priori befassen, enthalten: | |||||||||
| 07 | in der Mathematic oder Philosophie. Dogmata können nur in | |||||||||
| 08 | der letzteren angetroffen werden. Die Philosophie aber ist entweder theoretisch, | |||||||||
| 09 | da die Vernunft es blos mit ihr selbst, oder practisch: da sie es | |||||||||
| 10 | mit den Gesetzen des Willens zu thun hat. Der erstere Theil, so fern er | |||||||||
| 11 | apodictische, d.i. reine Vernunfterkentnisse enthält, heißt Metaphysik, der | |||||||||
| 12 | zweyte, der eben dergleichen practische Gesetze enthält, reine Moral. | |||||||||
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| 14 | Dogmatism ist die Denkungsart | |||||||||
| 15 | Zwischen dem Dogmatism und Scepticism ist die mittlere und | |||||||||
| 16 | eintzig-gesetzmäßige Denkungsart der Criticism. | |||||||||
| 17 | Dieser ist die Maxime, niemals etwas anders als nach vollständiger | |||||||||
| 18 | Prüfung der Principien für wahr anzunehmen. | |||||||||
| 19 | Alle Principien sind entweder (g nun einer Seits ) a posteriori, d.i. | |||||||||
| 20 | empirisch genommen, und diese (g wiederum entweder ) eigene Erfahrung | |||||||||
| 21 | oder Zeugnisse (g von ) der Erfahrung anderer, mithin Erfahrung (in | |||||||||
| 22 | sensu stricto. oder Geschichte. | |||||||||
| 23 | Alle Principien sind Anderer Seits a priori und aus der Vernunft | |||||||||
| 24 | genommen, diese aber (g entweder ) aus der Vernunft, so fern sie blos | |||||||||
| 25 | nach Begriffen Urtheilt, mithin philosophische Principien, oder so fern | |||||||||
| 26 | sie blos der construction der Begriffe, d.i. ihrer Darstellung a priori in | |||||||||
| 27 | der Anschauung gemäß urtheilt. | |||||||||
| 28 | Eigene Erfahrung und mathematik bedürfen nicht diese gar nicht, | |||||||||
| 29 | jene nur selten einer Critik, damit nicht der Schein für Warnehmung | |||||||||
| 30 | gehalten werde. Aber desto mehr bedarf Geschichte entferneter Zeitalter | |||||||||
| 31 | unter den empirischen und speculative Philosophie unter den Vernunfterkentnissen | |||||||||
| 32 | Critik, d.i. Prüfung der Principien. | |||||||||
| 23 | S. V: | |||||||||
| 34 | Dogmatism ist die Denkungsart, ohne Prüfun Critik (d.i. Prüfung | |||||||||
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