Kant: AA XVII, Reflexionen zur Metaphysik. , Seite 616 |
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| 01 | Gegeben seyn, ehe sie können gedacht werden. Es ist also die Moglichkeit | ||||||
| 02 | einer (g jeden ) Erkenntnis a priori, welche vor sich ihre Qvellen und ihre Best | ||||||
| 03 | beständig ist, ohne der Ge von den Gegenständen selbst geschopft zu seyn, | ||||||
| 04 | welche unsere erste und wichtigste Frage ausmacht. Eine Frage, welche | ||||||
| 05 | auch nur deren Wichtigkeit auch nur zu verstehen schon ein welche auch nur aufgeworfen | ||||||
| 06 | und wohl verstanden zu haben schon einiges Verdienst an sich | ||||||
| 07 | hat, namlich in einem Theile der philosophie, welcher der Erfahrung und | ||||||
| 08 | den Sinnen nichts zu danken hat. Es giebt freylich in der That Wissenschaften | ||||||
| 09 | Erkennt so gar gantze Wissenschaften von dieser Art. Die reine | ||||||
| 10 | Mathematik, die gäntzlich aus den reinen qvellen a priori abfließt, ohne | ||||||
| 11 | etwas von der Erfahrung unter ihre Gründe aufzunehmen, hat in dieser | ||||||
| 12 | Art unvergleichlichen Fortgang und ein mit recht bewundertes und bisweilen | ||||||
| 13 | wohl beneidetes Glük. Allein es fehlt auch (g dagegen ) nicht an | ||||||
| 14 | andern, die, indem sie ebenso reinen Ursprunges seyn wollen, sich unaufhorlich | ||||||
| 15 | unter Wiedersprüchen befinden. Daher ist es gut, die Erkentnisqvellen | ||||||
| 16 | a priori zu überhaupt zu untersuchen, ohne uns an diesen Unterschied | ||||||
| 17 | zu kehren, und nur hernach denselben begreiflich zu machen. | ||||||
4634. ο. M XXII—XXIV. E II 942. 940. |
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| 19 | M XXII: | ||||||
| 20 | Wir kennen einen jeden Gegenstand nur durch prädikate, die wir von | ||||||
| 21 | ihm sagen oder gedenken. Vorher ist das, was von Vorstellungen in uns | ||||||
| 22 | angetroffen wird, nur zu Materialien, aber nicht zum Erkenntnis zu | ||||||
| 23 | zählen. Daher ist ein Gegenstand nur ein Etwas überhaupt, was wir | ||||||
| 24 | durch gewisse prädikate, die seinen Begriff ausmachen, uns gedenken. In | ||||||
| 25 | jedem Urtheile sind demnach zwey Präedicate, die wir mit einander vergleichen. | ||||||
| 26 | Davon das eine, wodurch uns der welches die gegebene Erkenntnis | ||||||
| 27 | des Gegenstandes ausmacht, das logische subiect, das zweyte, welches | ||||||
| 28 | damit verglichen wird, das logische praedicat heißt. Wenn ich sage : ein | ||||||
| 29 | Korper ist theilbar, so bedeutet es so viel: Etwas welches x, welches ich | ||||||
| 30 | unter den Prädicaten kenne, die zusammen einen Begrif vom Korper ausmachen, | ||||||
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