Kant: AA XV, Reflexionen zur Anthropologie. , Seite 381 |
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01 | *(g Davon kommen Plakereyen (vexationes), Wohlgemeinte Belastigungen | |||||||
02 | wodurch man, wie es in der gemeinen Sprache ist, nicht | |||||||
03 | eben verfolgt oder angefeindet, sondern (g auf mancherley Art ) geschoren | |||||||
04 | wird. ) | |||||||
864. υ. M 218. |
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06 | Es ist eine Hauptregel, daß ein Gegenstand oder ein Gedanke oder | |||||||
07 | Ausdruk nicht mehr durch seine Zufallige Zierde als durch sein Wesentliches | |||||||
08 | gefalle, z. E. Gebäude, Kleid. Der Geschmak ist sparsam beym | |||||||
09 | Aufwande. Verschwendete oder kostbare Schonheiten Zeigen Mangel an | |||||||
10 | Geschmak. | |||||||
865. υ. M 218. E I 339. |
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12 | Der Ueberflus ohne Geschmak sieht dumm, der Geschmak, wo der | |||||||
13 | Mangel hervorblikt, kümmerlich aus. Das Zeitalter des Geschmaks ist | |||||||
14 | ofters dasjenige, wo die größte Noth darunter verdekt ist. Doch fällt der | |||||||
15 | Geschmak zuerst, die prahlende Eitelkeit zuletzt, weil die höchste Noth, die | |||||||
16 | sich die Menschen vorstellen, die Gringschätzung andrer ist. Selbst den Tod | |||||||
17 | halten sie vor ein kleiner übel. Im Spiel wechseln die Eigenliebigen und | |||||||
18 | geselligen empfindungen am meisten, und dies befordert den Blutumlauf, | |||||||
19 | transpiration und concoction. Daher kan man nicht ohne Geld, wenigstens | |||||||
20 | mit solcher Aufmunterung des Gemüths spielen. | |||||||
866. υ. M 218'. E I 338. |
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22 | Wie das Spiel ein Vergleich sey, gegen einander nach blossen regeln | |||||||
23 | der Selbstliebe, aber doch ohne merkmale des Verdrusses, der habsuch | |||||||
24 | oder der Schadenfreude zu handeln. Seltsame Vereinigung. | |||||||
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