Kant: AA XV, Reflexionen zur Anthropologie. , Seite 252 |
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01 | Der schmerz muß sich einschleichen: dolce picqvante. Dem Schmerz | |||||||
02 | diversion machen. | |||||||
585. υ? (σ2?) M 404'. E I 326. |
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04 | Die Linderung des Schmerzes ist nur ein negativ vergnügen (das | |||||||
05 | frohseyn.) Die Sattigung des Hungers ist keine Annehmlichkeit. Man | |||||||
06 | fühlt zwar sein Aufleben, aber genießt noch nicht das Leben als nur in der | |||||||
07 | Hofnung. Die Sehnsucht nach Vergnügen ist zwar ein Schmerz, setzt aber | |||||||
08 | positive Vergnügen voraus, und die Erreichung derselben ist nicht blos | |||||||
09 | die Stillung eines Schmerzes, sondern ein Zusatz zum genuß des Lebens. | |||||||
10 | Sein Leben fühlen und es genießen ist nicht einerley. Mit langen Zügen | |||||||
11 | das Vergnügen des Lebens trinken, indem man sich selber den Genuß | |||||||
12 | einschränkt. | |||||||
13 | Der Ehrtrieb ist nur ein Erweiterungstrieb im Genuß des Lebens | |||||||
14 | und setzt die Bedürfnis voraus. | |||||||
586. υ? (σ2?) M 405'. E I 322. |
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16 | Die Empfindung von der Beforderung oder dem Hindernis des | |||||||
17 | Lebens ist Vergnügen oder Schmertz. Daher kan einerley Vergnügen in | |||||||
18 | gleichem Grade nicht dauren, weil man die Beförderung des Lebens nicht | |||||||
19 | fühlt. Daher ist Vergnügen, welches auf Schmerz folgt, süßer. Wir fühlen | |||||||
20 | das Leben vorzüglich durch Thätigkeit und Belebung oder unterstützung | |||||||
21 | derselben. Affekten sind Hindernisse des Lebens, und die Bezwingung derselben | |||||||
22 | durch ein principium des Lebens vergnügt zwar nicht so sehr, wird | |||||||
23 | aber innerlich sehr gebilligt. Wir fühlen hiedurch das persohnliche Leben. | |||||||
24 | Der bloße Einflus auf die Sine ist an sich selbst schon (bey gesundem | |||||||
25 | Korper) eine Ursache vom Gefühl der Belebung, mithin von Vergnügen. | |||||||
26 | Wir haben aber in uns ein freyes principium des Lebens, nemlich | |||||||
27 | des Geistigen, welches den Schmertz der Armuth, Krankheit etc.etc. überwiegen | |||||||
28 | kann, so daß man doch den Ueberschuss der Beforderung über das Hindernis | |||||||
29 | des Lebens fühlt. | |||||||
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