Kant: AA XII, Briefwechsel undatiert , Seite 349 |
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01 | 14) Vorstellung selbst aber, läßt sich nicht für sich erklären sondern nur durch das | ||||||
02 | allgemeinste Faktum das Bewußtseyn bestimmen und dann erörtern. | ||||||
03 | Theorie des V. V. | ||||||
04 | 15) Im Bewußtseyn wird das Object vom Subject und beede von der Vorstellung | ||||||
05 | unterschieden, und diese auf beede bezogen. | ||||||
06 | 16) Das, was die Beziehung aufs Object möglich macht, ist der Stoff, was aufs | ||||||
07 | Subject, die Form der Vorstellung. | ||||||
08 | 17) Der Stoff muß etwas Gegebenes, die Form etwas Hervorgebrachtes seyn, | ||||||
09 | sonst könnte keine verschiedene Beziehung möglich seyn. | ||||||
10 | 18) Das Vermögen den Stoff zu empfangen heisse Receptivität, und das die | ||||||
11 | Form hervorzubringen Spontaneität. | ||||||
12 | 19) Das Subject verhält sich als das Unterscheidende, das Object als das zu | ||||||
13 | Unterscheidende, und die Vorstellung als das von beeden Unterschiedene, der | ||||||
14 | Stoff muß daher ein Mannichfaltiges und die Form Einheit seyn. Kein Ding | ||||||
15 | an sich ist also vorstellbar. | ||||||
16 | 20) Das Bewußtseyn ist klar wenn es Bewußtseyn der Vorstellung als solcher, | ||||||
17 | deutlich wenn es das Bewußtseyn des Subjects als eines Vorstellenden ist. | ||||||
18 | 21) Die Beziehung der Vorstellung aufs Object im klaren Bewußtseyn heißt Erkenntniß. | ||||||
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20 | 22) Die Erkenntniß fordert also eine unmittelbare Vorstellung, und die Beziehung | ||||||
21 | der Vorstellung von dieser Vorstellung auf das Object der ersten Vorstellung. | ||||||
22 | 23) Die Vorstellung in so fern sie Stoff einer andern ist, muß selbst der Form | ||||||
23 | gemäß vorgestellt werden. Die Form an sich ist also nicht vorstellbar. | ||||||
24 | 24) Wir erhalten Vorstellungen durch unsere Spontaneität wenn sie selbst auf die | ||||||
25 | Receptivität als Stoff wirkt. (20. 22. | ||||||
26 | 25) Das Vermögen unmittelbar durch die Receptivität (oder durch die Art des | ||||||
27 | Afficirtwerdens) zu Vorstellungen zu gelangen heißt Sinnlichkeit, durch Spontaneität | ||||||
28 | dazu zu gelangen, Verstand in weitre Bedeutung (Verstand u. Vernunft). | ||||||
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30 | 26) Die sinnliche Vorstellung aufs Object bezogen heißt Anschauung aufs Subject | ||||||
31 | Empfindung. | ||||||
32 | 27) Eine Vorstellung ist a priori wenn sie unmittelbar durch Spontaneität, | ||||||
33 | a posteriori wenn sie durch Receptivität hervorgebracht ist. Keine Vorstellung | ||||||
34 | ist also a priori als die Vorstellung einer Form der Vorstellung. | ||||||
35 | 28) Die Form des äussern Sinnes ist Einheit des Mannichfaltigen ausser=, des | ||||||
36 | innern des Mannichfaltigen nacheinander. Die Vorstellungen dieser Form | ||||||
37 | Raum und Zeit sind Anschauungen a priori (27) | ||||||
38 | 29) Erkenntniß fordert Anschauung (22) und Vorstellung der Anschauung selbst, | ||||||
39 | die selbst der Form gemäß nur vorgestellt wird. | ||||||
40 | 30) Einheit des schon vorgestellten Mannichfaltigen hervorbringen, heist urtheilen, | ||||||
41 | diese Einheit zu erst hervorbringen synthetisch, die hervorgebrachte wieder aufs | ||||||
42 | Object beziehen, analytisch urtheilen. Das Object ist hier das logische Subject | ||||||
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