Kant: AA XII, Briefwechsel 1796 , Seite 063 |
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01 | haben! sondern die da trachten den Willen des Vatters zu thun, | ||||||
02 | der in reinem Gesetze des Geistes so deütlich zu Ihnen spricht! und | ||||||
03 | um diese Sprache des Vatters zu vernehmen, und sich darnach zu | ||||||
04 | achten und der zu folgen, find' ich Warlich - redliche Ungelehrte | ||||||
05 | fähiger als die Meiste sogenanter Gelehrten! denen Ihr Wißen zum | ||||||
06 | Luxus geworden, und die mit den scholastischen Vor Urtheilen sich | ||||||
07 | dergestallt verpantzert Haben, daß jenes Wahrhafte Licht nicht Hindurch | ||||||
08 | dringen kan - ja etliche derselben sind von der Arth, davon Jesus | ||||||
09 | sagt - Sie Wollen nicht in das Himmelreich der Tugend und Warheit | ||||||
10 | eingehen sondern hindern über dem noch die, so hinein Wollen! | ||||||
11 | der gröste Fehler liegt Wohl darin daß die Menge der Gelehrten, | ||||||
12 | den Gott der Iuden nicht können fahren laßen - der ist bey Ihnen | ||||||
13 | noch Despoth und Tiran der bald mit Zorn und Raache um sich | ||||||
14 | Wirft, bald diesen und jenen begnadigt - so hat man Ihm menschliche | ||||||
15 | Ideen angedichtet und dies Allerrealste Weesen in den Rang der | ||||||
16 | absurdesten Menschen herabgewürdigt! einst reichte ich einem Theologen | ||||||
17 | eine Rose mit den Worten, Hier Haben Sie ein Bild aus der Natur, | ||||||
18 | von der Unpartheylichkeit, die in Gott ist - dem Ungerechten sowohl | ||||||
19 | als dem gerechten - gibt Sie ihren guten Geruch - dies hörte Er | ||||||
20 | mit vieler Verwunderung! und hatte nie so Was gedacht. | ||||||
21 | Jesus Litte den bittern Tod des Kreutzes zur Bestättigung der | ||||||
22 | Warheit, die Er in der Schule seines himmlischen Vatters gelernt hatte! | ||||||
23 | und Ward dadurch das erhabenste Muster des vollkommensten Menschen | ||||||
24 | außer Uns, Womit jenes Ideal in Uns genau übereinander stimmbt! | ||||||
25 | ich glaube daher, daß der Mensch, Kraft der ihm zugetheilter | ||||||
26 | Freyheit und Anlagen, bey dem Beyspiel außer Uns, und dem Zeügen | ||||||
27 | des Vatters in Uns, seine Glückseeligkeit allein selbst bewürcken und | ||||||
28 | schaffen müße! - Was außer dem der Unsichtbare Gott dabey thue | ||||||
29 | ist nicht Nöthig zu Wißen! unsere Zeit ist allweege! | ||||||
30 | das aber erfahren und Wißen Wir, daß Gott im physischen nach | ||||||
31 | unveraenderlichen ewigen Weisen Gesetzen einhergehe. Darnach, daucht | ||||||
32 | mir, darf man den sichern Schluß machen, daß Gott, in betref des | ||||||
33 | Moralischen - ähnlichen unveraenderlichen heiligen Gang halten | ||||||
34 | Werde! dan außer Uns, Wie Sie Weißlich in ihren Schriften bemercken, | ||||||
35 | haben Wir, zu Würcken, keine Macht, es seye dan - das es | ||||||
36 | genau in den Plan der Fürsehung paße? und nur den guten Willen | ||||||
37 | in Uns Hervorzubringen - haben Wir vollkommene Macht! und | ||||||
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