Kant: AA XI, Briefwechsel 1794 , Seite 521 |
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01 | davon vor, da er in Halle ein Glück machte, dessen sich HE Prof: | ||||||
02 | Eberhard nicht rühmen könnte, und nun als ein zum Professor erhöheter | ||||||
03 | Mann noch viel besser mit seinen Vorlesungen, sie folglich mit seiner | ||||||
04 | Darstellung, fahren müßte. Diese Vorspiegelungen und meine Freundschaft | ||||||
05 | für den Mann, und meine Abneigung, ihm an Ehre und Glück | ||||||
06 | zu schaden, bestimmten mich, seine Darstellung als Verlagsschrift zu | ||||||
07 | behandeln, ohne zu ahnden, daß er, der von Halle her dem Druckorte | ||||||
08 | Leipzig so nahe war, sie so äusserst fehlerhaft würde erscheinen lassen, | ||||||
09 | ohne die Fehler, sey es hinter dem Buche, oder in gelehrten Zeitungen | ||||||
10 | und Iournalen zu berichtigen, wie sehr er auch dazu aufgefordert worden: | ||||||
11 | oder, daß er über ein andres, als über dieses sein Buch, darum lesen | ||||||
12 | würde, weil es durch seine eigene Schuld noch nicht völlig abgedruckt | ||||||
13 | war. Aber ach! Kaum hatte HE P. zu lesen angefangen; so ward | ||||||
14 | sein für sehr besucht ausgegebener Hörsaal leer, und er aus einem Professor | ||||||
15 | ein Kommissionsrath bei der Kammer zu Breslau; und seine Darstellung | ||||||
16 | ward ein moderndes Lagerguth auf meine und der SchulAnstalt | ||||||
17 | schwache Kosten, da er Nichts hat, um sie zu erstatten. | ||||||
18 | Ewr: Wohlgebornen ermessen nun wol von selbst, warum ich Sie | ||||||
19 | zu bitten habe, und wie so Sie durch die Gewährung meiner Bitte an | ||||||
20 | mir und an vielen andern wohlthun können. Ich bitte Sie ergebenst und | ||||||
21 | angelegentlich um irgend eine Arbeit Ihrer Meisterhand zum Verlage | ||||||
22 | der Grottkauschen SchulBuchhandlung; kann es seyn, als Geschenk für | ||||||
23 | die arme SchulAnstalt, desto heisser wird mein und ihr Danck an Sie | ||||||
24 | seyn, desto grösser Ihr Verdienst um sie und um mich. Kann es aber | ||||||
25 | so nicht seyn, so gegen ein Honorar, das nach den, jezt durch den Abzug | ||||||
26 | der Garnison äusserst verschlimmerten Umständen der SchulAnstalt, | ||||||
27 | und nach der Absicht, die sie mit dem Verleger hat, bestimmt ist. Wäre | ||||||
28 | es eine Druckschrift, die zum Lesebuch für akademische oder Schullehrer | ||||||
29 | diente; so würde ich, wenn Sie so eine der SchulAnstalt in Verlag | ||||||
30 | gäben, ihr Glück wünschen und die Erreichung ihrer wohlthätigen Absicht | ||||||
31 | versprechen können, weil so ein Buch von Ihnen wiederhohlte Auflagen | ||||||
32 | zusicherte. | ||||||
33 | Haben Ewr: die Güte, mich unter dem Einschluß des | ||||||
34 | HErrn Kirchenraths Borowski, der Ihnen meine Zuschrift einhändigt, | ||||||
35 | wissen zu lassen, was für einen Eingang meine Bitte bei Ihnen finde. | ||||||
36 | Kann ich in meiner Lage irgend Etwas zu Ihrem Gefallen thun, es | ||||||
37 | soll mit der herzlichsten Bereitwilligkeit geschehen, zum Beweise der | ||||||
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