Kant: AA XI, Briefwechsel 1793 , Seite 474 |
|||||||
Zeile:
|
Text (Kant):
|
|
|
||||
01 | Herr D. Jachmann, an den ich heute wegen meiner Augen schreibe, | ||||||
02 | wird Ihnen von ihrer Beschaffenheit Nachricht ertheilen. Sie wißen | ||||||
03 | wie viel ich auch selbst in diesem Fach Ihrer Einsicht traue. | ||||||
04 | Eigenhändig nenn ich mich mit der treusten VerEhrung und der | ||||||
05 | treusten Freundschaft den | ||||||
06 | Ihrigen | ||||||
07 | Danzig den 5ten Decbr. | Hippel. | |||||
08 | 1793. | ||||||
608. | |||||||
10 | Von Christian Gottlieb Zimmermann. | ||||||
11 | Berlin den 12 Xbr- 93. | ||||||
12 | Wohlgebohrner Herr! | ||||||
13 | Insonders Hochzuehrender Herr Professor! | ||||||
14 | Ew. Wohlgebohrnen haben mir während meinem Aufenthalte in | ||||||
15 | Königsberg so viele Beweise Ihrer Gewogenheit gegeben, daß ich mich | ||||||
16 | erdreistet habe Dero Aufmerksamkeit von den wichtigern Geschäften | ||||||
17 | auf einige Augenblicke zu entreißen. Durch Ihre Großmuth war ich | ||||||
18 | in den Stand gesetzt, mir meine wenigen Kenntnisse dadurch zu erwerben, | ||||||
19 | daß Sie mich würdigten allen Vorlesungen der moralischen und | ||||||
20 | speculativen Philosophie ohne Ausnahme beyzuwohnen; und Ihre wohlthätige | ||||||
21 | Hand reichte mir in meinen früheren academischen Iahren, | ||||||
22 | durch ein Stipendium, das ich drey Iahre lang genoß, die Mittel dar | ||||||
23 | meine ersten Bedürfnisse befriedigen zu können; ja Sie ertheilten mir | ||||||
24 | selbst die gütige Erlaubniß, mich Ihres unschätzbaren Rathes bedienen | ||||||
25 | zu können, wenn sich mir Gegenstände der Philosophie darböten, wo | ||||||
26 | die Anstrengung meiner Kräfte nicht hinreichend war, dieselben von | ||||||
27 | ihrer Dunkelheit oder ihren Zweifeln zu befreyen. Von so viel unverdient | ||||||
28 | genossener Güte gerührt, bin ich zu gring die Erkenntlichkeit | ||||||
29 | an den Tag zu legen; die ich Ew. Wohlgebohrnen schuldig bin und zu | ||||||
30 | unfähig die Gefühle des Dankes auszudrücken, von welchen mein Herz | ||||||
31 | erfüllt ist, und die durch keine Zeit können geschwächt werden. O wie | ||||||
32 | glücklich würde ich mich schätzen, wenn ich mir auch noch in der Entfernung | ||||||
33 | schmeicheln dürfte, daß Ew. Wohlgebornen mir diese Güte zu | ||||||
34 | statten kommen ließen, wann ich bey manchen philosophischen Untersuchungen | ||||||
[ Seite 473 ] [ Seite 475 ] [ Inhaltsverzeichnis ] |