Kant: AA XI, Briefwechsel 1793 , Seite 416 |
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01 | Oehls die schrekliche friction zu vermindern, die hunderttausende zu | ||||||
02 | zerquetschen droht? Darf ein Mann den die Vorsicht mit dem seltenen | ||||||
03 | Kopf und Herzen das hiezu erfordert wird, ausgerüstet hat, - darf | ||||||
04 | Er diesen Beruf von sich ablehnen? Zeigt Seine Weisheit Ihm nicht | ||||||
05 | den Weg auf welchem dies mit der Behutsamkeit welche die Umstände | ||||||
06 | nothwendig machen, geschehen könne, ohne daß dabey dem Interesse | ||||||
07 | und der Wichtigkeit des Zeitpunktes etwas vergeben werde? Haben | ||||||
08 | neun Iahre fortgesetzter Beobachtung und Nachdenkens über diesen | ||||||
09 | merkwürdigsten aller Gegenstände nicht irgend einen neuen Funken aus | ||||||
10 | Ihm hervorgelockt, den aufzufangen sein Vaterland iezt empfänglicher | ||||||
11 | seyn möchte als je? Wollte möchte Er diesen zurükhalten! Ach so mag | ||||||
12 | ich wenigstens nicht der Mitschuldige seyn! | ||||||
13 | Entschuldigen, verzeihen Sie, verehrungswürdigster Mann die | ||||||
14 | Sprache dieser Aufforderung! Sollten Sie mir auch mit Ernst antworten, | ||||||
15 | daß mein Herz mit meinem Verstande davon läuft; so fühle | ||||||
16 | ich doch deutlich genug, daß man im 43sten Lebensjahre, bey einem | ||||||
17 | durch frühe Kranklichkeit gebeugten Cörper nicht füglich mehr schwärmt | ||||||
18 | In keinem Fall fürchte ich, daß Sie in meinem Anliegen den blanken | ||||||
19 | Eigennutz des Verlegers erkennen und daher, der beßeren Motive deren | ||||||
20 | ich mir dabey bewußt bin, ohnerachtet es mir versagen werden, da | ||||||
21 | ich, von den 26 Colummnen welche dieser Aufsatz füllt, bey Gelegenheit | ||||||
22 | dieser nur auf 150 Exemplar angesetzten neuen Auflage des Monatsstückes | ||||||
23 | selbst, eine Anzahl besonders abdruken lassen dürfe. Aber doppelt | ||||||
24 | glücklich würde ich seyn, wenn Sie dieser Skizze, mit oder ohne Rüksicht | ||||||
25 | auf die iezige Zeitumstände, (wenn auch lezteres nicht explicite | ||||||
26 | geschähe) einige weitere Ausdehnung oder einige gelinde Anwendung | ||||||
27 | zu ertheilen, gerathen finden möchten! Hume sagte in den ersten Iahren | ||||||
28 | von Pitts ieziger administration: This is the age for young men ! | ||||||
29 | Wie wenn Ihre Abhandlung iezt von neuem, und einzeln publicirt, in | ||||||
30 | irgend eines Iünglings Hände fiele, den die Vorsicht dazu bestimmt | ||||||
31 | haben mag dereinst unter eines Cronenträgers Nahmen ein mächtiges | ||||||
32 | Land zu beherrschen! Wie wenn diese Bogen in seine Seele den | ||||||
33 | Saamen ausstreuten, der dereinst Früchte bringen würde, die sonst dem | ||||||
34 | menschlichen Geschlecht Iahrhunderte später zu Theil werden würden? | ||||||
35 | Ist es bloßer Zufall daß gerade iezt Ihre Ideen einer neuen Auflage | ||||||
36 | bedürfen? Ich wenigstens mag die Verantwortlichkeit für die Unterlaßung | ||||||
37 | nicht theilen, dixi & salvavi animam . | ||||||
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