Kant: AA XI, Briefwechsel 1792 , Seite 365 |
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Text (Kant):
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01 | braucht nicht von etwas anderm ausser ihm: es kan durch die Anziehung | ||||||
02 | seiner eignen Theile eingeschränkt gedacht werden - der Grund | ||||||
03 | davon daß die Abstoßung in einem Volumen ohne daß die innern | ||||||
04 | Theile sich ziehen von außen bewirkt werde liegt darin daß die Theile | ||||||
05 | sich nicht in der Entfernung abstoßen da hingegen sie sich in | ||||||
06 | der Entfernung unmittelbar anziehen können: dagegen ist es unmöglich | ||||||
07 | daß sich die Theile blos in der Berührung anziehen sollten weil diese | ||||||
08 | schon eine Zurückstoßung mithin ein volumen erfordert mithin keine | ||||||
09 | bloße Fläche voraussetzt | ||||||
10 | Der Grad der Zurükstoßung wird bey gleichartiger Vergrößerung | ||||||
11 | des volumens nicht vermehrt, aber wohl der Grad der Anziehung u. | ||||||
12 | Weil im ersten die Theile innerhalb eine die andere Bewegung aufheben | ||||||
13 | und die ausdehnende Kraft nur auf der Oberfläche ist, (die Abstoßung | ||||||
14 | geht nicht qver durch in die Weite) dagegen die Anziehungen | ||||||
15 | durch Hinzufügung die äußere Kraft vermehren. Daher ist die ganze | ||||||
16 | Kraft der Substanz nach der Anziehung zu schätzen. Sie muß aber | ||||||
17 | auch als gleichartig angesehen werden weil sie für sich gar keine | ||||||
18 | Materie geben würde und da sie nur durch die Zusammendrückung | ||||||
19 | bestimmt wird diese aber durch das Ganze eines volumens allenthalben | ||||||
20 | gleich ist so muß auch die daraus entspringende Dichtigkeit gleich | ||||||
21 | seyn. Die Abstoßung aber kan ursprünglich ungleich seyn in einem | ||||||
22 | gewissen volumen. Denn da die Dichtigkeit ins Unendliche muß verschieden | ||||||
23 | seyn können dieses aber nicht auf der ursprünglichen Verschiedenheit | ||||||
24 | der Anziehung beruhen kan muß sie auf der der Abstoßung | ||||||
25 | beruhen Man kan auch so sagen weil die Stärke der Abstoßung auf | ||||||
26 | der Verschiedenheit des äußern Zusammendruks beruht so ist innerlich | ||||||
27 | der Grad derselben nicht bestimmt kan also nach Belieben größer oder | ||||||
28 | kleiner seyn. | ||||||
29 | Man kan keinen Grund angeben warum die materie ursprünglich | ||||||
30 | eine gewiße Dichtigkeit in einer gegebenen qvantitat haben müsse. | ||||||
31 | Man [kann] diese Frage nicht wegen der Anziehung unter einem gewissen | ||||||
32 | volumen thun. Denn daß sie nicht größer ja so gros oder klein | ||||||
33 | ist wie man will kommt nicht auf sie sondern auf die Zurückstoßung | ||||||
34 | an je kleiner diese desto größer die Dichtigkeit aus jener. Die verschiedene | ||||||
35 | Dichtigkeit einer gegebenen Qvantität Materie rührt aber | ||||||
36 | nicht von dieser ihrer Anziehung denn die ist zu klein sondern von | ||||||
37 | der des ganzen Universi her. | ||||||
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