Kant: AA XI, Briefwechsel 1791 - 1792 , Seite 314

     
           
 

Zeile:

 

Text (Kant):

 

 

 

 
  01 als Größen gedacht werden müssen und so mit allen übrigen; wobey      
  02 dann immer bemerkt wird, daß sie uns nur als in Raum und Zeit      
  03 gegeben vorgestellt werden. Woraus dann eine ganze Wissenschaft      
  04 der Ontologie als immanenten Denkens d. i. desjenigen, dessen Begriffen      
  05 man ihre objective Realität sichern kan, entspringt. Nur nachdem      
  06 in der zweyten Abtheilung gezeigt worden, daß in derselben alle      
  07 Bedingungen der Moglichkeit der Objecte immer wiederum bedingt      
  08 seyn und gleichwohl die Vernunft unvermeidlich aufs Unbedingte      
  09 hinaus zu gehen antreibt, wo unser Denken transcendent wird,      
  10 d. i. den Begriffen derselben als Ideen die objective Realität gar nicht      
  11 verschafft werden und also kein Erkentnis der Objecte durch dieselbe      
  12 statt finden kan: in der Dialectik der reinen Vernunft (der Aufstellung      
  13 ihrer Antinomien) wollte ich zeigen, daß jene Gegenstände moglicher      
  14 Erfahrung als Gegenstände der Sinne die Objecte nicht als Dinge      
  15 an sich selbst, sondern nur als Erscheinungen zu erkennen geben und      
  16 nun allererst die Deduction der Categorien in Beziehung aus die sinnliche      
  17 Formen von Raum und Zeit als Bedingungen der Verknüpfung      
  18 derselben zu einer möglichen Erfahrung vorstellig machen, den Categorien      
  19 selbst aber als Begriffen Objecte überhaupt zu denken (die Anschauung      
  20 mag von einer Form seyn, welche sie wolle) dann den auch über die      
  21 Sinnengrentzen erweiterten Anfang, der aber kein Erkentnis verschafft,      
  22 ausmachen. Allein hievon genug.      
           
  23 Sie haben es ganz wohl getroffen, wenn Sie sagen: "Der Innbegrif      
  24 der Vorstellungen ist selbst das Object und die Handlung des      
  25 Gemüths, wodurch der Innbegrif der Vorstellungen vorgestellt wird,      
  26 heißt sie auf das Objekt beziehen" Nur kan man noch hinzufügen      
  27 wie kan ein Innbegrif Complexus der Vorstellungen vorgestellt werden?      
  28 Nicht durch das Bewustseyn, daß er uns gegeben sey; denn ein Innbegrif      
  29 erfordert Zusammensetzen ( synthesis ) des Mannigfaltigen.      
  30 Er muß also (als Inbegrif) gemacht werden und zwar durch eine      
  31 innere Handlung, die für ein gegebenes Mannigfaltige überhaupt      
  32 gilt und a priori vor der Art, wie dieses gegeben wird, vorhergeht      
  33 d. i. er kan nur durch die synthetische Einheit des Bewustseyns desselben      
  34 in einem Begriffe (vom Objecte überhaupt) gedacht werden und      
  35 dieser Begrif, unbestimmt in Ansehung der Art, wie etwas in der      
  36 Anschauung gegeben seyn mag, auf Object überhaupt bezogen, ist die      
  37 Categorie. Die blos subjective Beschaffenheit des Vorstellenden ist Subjects,      
           
     

[ Seite 313 ] [ Seite 315 ] [ Inhaltsverzeichnis ]