Kant: AA XI, Briefwechsel 1790 , Seite 173 |
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01 | nach Königsberg abgehet, bin ich so frey Ew. Magnificenz bestens zu Dero | ||||||
02 | Wohlwollen zu empfehlen. Er ist ein fleißiger, biederer junger Mann, | ||||||
03 | der mitten unter manchen harten Drangsalen seinen Eifer gute Kenntnisse | ||||||
04 | einzusammlen nicht verloren hat, und den Sie völlig so finden | ||||||
05 | werden, wie ich ihn hier beschreibe. Mit dieser Bitte verbinde ich eine | ||||||
06 | andere. Ich wünsche nämlich einmal mit der Zeit eine pragmatische | ||||||
07 | Geschichte der kritischen Philosophie zu liefern, und fange schon an | ||||||
08 | dazu zu sammlen. Wenn Dieselben gelegentlich bey zufälliger Muse | ||||||
09 | die wichtigsten Puncte Ihres der gelehrten Welt so wichtigen Lebens | ||||||
10 | gütigst aufsetzen und mir übersenden wollten; so würde diese Gewogenheit | ||||||
11 | meine Verbindlichkeit gegen Sie ungemein erhöhen. Meine Uebersetzung | ||||||
12 | der Vernunftkritik ist durch eine langwierige Umarbeitung des | ||||||
13 | Kirschischen lateinischen Lexikons, das ich übernehmen mußte, unterbrochen | ||||||
14 | worden. Ueberdieß ist auch 3 rtlr. für den Bogen ein Honorar, | ||||||
15 | das der Mühe bey weitem nicht entspricht, die man darauf zu verwenden | ||||||
16 | hat. Würde Herr Hartknoch sich zu 5 rtlr. wenigstens verstehen; | ||||||
17 | so könnte der erste Theil künftige Michaelis die Presse verlassen. | ||||||
18 | Das thut er aber nicht; und so werde ich wohl einen andern Verleger | ||||||
19 | suchen müssen. Mit meinem Magazin will es nicht recht sich fördern. | ||||||
20 | Ich kan keine Mitarbeiter kriegen und die Aufsätze meines Mitherausgebers | ||||||
21 | gefallen mir nicht, wegen der Flüchtigkeit, mit der sie hingeworfen | ||||||
22 | sind. Izt wird am vierten Stücke gedruckt, und ich bin sehr | ||||||
23 | geneigt mit diesem zu schließen und eine neue Qvartalschrift ganz auf | ||||||
24 | meinen Namen nach eben dem Plane zu veranstalten, wenn ich einen | ||||||
25 | Verleger dazu auftreiben kan. Uebrigens findet die kritische Philosophie | ||||||
26 | in hiesigen Gegenden immer noch großen Widerstand. Denn, leider! | ||||||
27 | giebts wenig, die denken können, und sie also auf Eberhards Gewäsch | ||||||
28 | verlassen, und dem treulich nachbeten. Man wird es endlich müde das | ||||||
29 | zehnmal aufgewärmte und zwanzimal beantwortete Zeug aufs neue zu | ||||||
30 | lesen und zu beantworten. Diese Messe ist hier und auswärts wieder | ||||||
31 | viel solch elendes Geschreibsel erschienen. Ich wünsche Ew. Magnificenz | ||||||
32 | langes dauerhaftes Wohlseyn, der ich mit ungemessener Hochachtung | ||||||
33 | verharre | ||||||
34 | Ew. Magnificenz Wohlgeb. | ||||||
35 | Leipzig | ganz ergebenster | |||||
36 | am 10 May | Friedrich Gottlob Born. | |||||
37 | 1790 | den 12ten Mertz. 1791 erhalten I Kant | |||||
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