Kant: AA XI, Briefwechsel 1789 , Seite 041 |
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01 | S. 156. "Das heißt nichts Anders als etc." (Hier redet er von | ||||||
02 | nothwendigen Gesetzen etc., ohne zu bemerken, daß in der Critik eben | ||||||
03 | die Aufgabe ist: welche Gesetze die objectiv=nothwendigen sind und | ||||||
04 | wodurch man berechtigt ist sie, als von der Natur der Dinge geltend, | ||||||
05 | anzunehmen, d. i. wie sie synthetisch und doch a priori möglich sind; | ||||||
06 | denn sonst ist man in Gefahr mit Crusius, dessen Sprache Eberhard | ||||||
07 | an dieser Stelle führt, eine blos subiective Nothwendigkeit aus Gewonheit | ||||||
08 | oder Unvermögen, sich einen Gegenstand auf andere Art | ||||||
09 | faslich zu machen, für Obiectiv zu halten). | ||||||
10 | S. 157-58. "Ich meines gringen Theils etc. (Hier könnte | ||||||
11 | man wohl fragen, wie ein fremder Gelehrter, dem man den Hörsal | ||||||
12 | der Sorbonne mit dem Beysatz zeigte: Hier ist seit 300 Iahren disputirt | ||||||
13 | worden: Was hat man denn ausgemacht?) | ||||||
14 | S. 158. "Wir können an ihrer Erweiterung immer fortarbeiten | ||||||
15 | - ohne uns - einzulassen. Auf die Art etc. (Hier muß man ihn | ||||||
16 | nun festhalten. Denn seine Declaration betrift einen wichtigen Punct, | ||||||
17 | nämlich ob Critik d. V. vor der Metaph. vorhergehen müsse, oder | ||||||
18 | nicht, und von S. 157 bis 159 beweiset er, seine verwirrte Idee von | ||||||
19 | dem, warum es in der Critik zu thun ist, zugleich aber auch seine | ||||||
20 | Unwissenheit, da wo er mit Gelehrsamkeit paradiren will, so sehr, da | ||||||
21 | auch nur an dieser Stelle allein das Blendwerk, was er in Zukunft | ||||||
22 | machen will, aufgedeckt wird. Er redet S. 157 von metaphysischer | ||||||
23 | (im Anfange des Abschnitts von transscendentaler) Warheit und dem | ||||||
24 | Beweise derselben, im Gegensatze mit der Logischen Warheit und ihrem | ||||||
25 | Beweise. Aber alle Warheit eines Urtheils, sofern sie auf obiectiven | ||||||
26 | Gründen beruht, ist logisch, das Urtheil selbst mag zur Physik oder | ||||||
27 | der Metaphys. gehören. Man pflegt die logische Warheit der ästhetischen | ||||||
28 | (die für die Dichter ist) z. B. den Himmel als ein Gewölbe und den | ||||||
29 | Sonnenuntergang als Eintauchung ins Meer vorzustellen, entgegen zu | ||||||
30 | setzen. Zu der letzteren erfodert man nur, daß das Urtheil den allen | ||||||
31 | Menschen gewöhnlichen Schein, mithin Ubereinstimmung mit subiectiven | ||||||
32 | Bedingungen zu urtheilen, zum Grunde habe. Wo aber lediglich von | ||||||
33 | obiectiven Bestimmungsgründen des Urtheils die Rede ist, da hat noch | ||||||
34 | niemand zwischen geometrischer, physischer, oder metaphysischer - und | ||||||
35 | logischer Warheit einen Unterschied gemacht. | ||||||
36 | Nun sagt er S. 158 "Wir können (an ihrer Erweiterung) immer | ||||||
37 | fortarbeiten etc. ohne uns auf die transsc: Gültigkeit dieser Warheiten | ||||||
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