Kant: AA XI, Briefwechsel 1789 , Seite 028 |
|||||||
Zeile:
|
Text (Kant):
|
|
|
||||
| 01 | und wie ich es mir alles aufgelößt, aus Ihrem eigenen Systeme, | ||||||
| 02 | [denn in diesem mußte nothwendig die gesuchte Auflösung liegen] aufgelößt | ||||||
| 03 | habe? Werden Sie aus der versuchten Metaphysik des Vergnügens | ||||||
| 04 | ersehen. Ich wünsche nichts mehr, als daß sie Ihren Beyfall | ||||||
| 05 | haben möge, wenigstens werde ich mich glüklich schäzen, wenn ich dadurch | ||||||
| 06 | in den Stand gesezt bin, nächstens die Fortsezung des Systems | ||||||
| 07 | in einer systematischen Moral und Ethik, die bis auf die lezte Feile | ||||||
| 08 | als Compendium zu Vorlesungen fertig ist, so wie auch in einem | ||||||
| 09 | systematischen Naturrecht, und zulezt in einer systematischen Thelematologie, | ||||||
| 10 | von denen nur die Abriße vor mir liegen, vorzulegen, und | ||||||
| 11 | dem Publico die Fruchtbarkeit und Wichtigkeit des Systems von dieser | ||||||
| 12 | Seite - möchte es doch nach meiner liebsten Hoffnung seyn! - nahe | ||||||
| 13 | ans Herz zu legen, und seinen Eifer für diese erhabene Philosophie | ||||||
| 14 | rege zu erhalten. Ich bekenne es, daß die Metaphysik einer weitläuftigern | ||||||
| 15 | und geschmakvollern Bearbeitung fähig gewesen wäre, allein es | ||||||
| 16 | war mir jezt nicht um meine Sache zu thun, ich wünschte etwas für | ||||||
| 17 | meine Lieblingswißenschaft zu unternehmen, mit der ich dem natürlichen | ||||||
| 18 | Zuge meines Herzens nur allein einige Gnüge thun kan; das Publicum | ||||||
| 19 | sollte nur einstweilen vorbereitet werden; indem es vielleicht so gefällig | ||||||
| 20 | ist, und mit der Darstellung sich etwas vertraut macht. Belehren Sie | ||||||
| 21 | mich, wo ich geirrt habe, es ist - wenn ich es sagen darf - auch | ||||||
| 22 | dieser Versuch Sache Ihres Systems, und Ihres Verdienstes, und | ||||||
| 23 | wenn sie ihn auch nicht dafür erkennen wollten, so mache ich mir doch | ||||||
| 24 | Rechnung auf Ihre Belehrung, denn so viel darf ich doch hoffen, da | ||||||
| 25 | er der Prüfung werth ist. | ||||||
| 26 | Mit sehr vielem Vergnügen erfuhr ich ohnlängst, daß Ihnen, | ||||||
| 27 | edler Würdiger! das Institut des angezeigten Magazins nicht mißfällig | ||||||
| 28 | gewesen sey; dieses wird mir um so viel mehr Aufmunterung geben, | ||||||
| 29 | mein möglichstes zu thun, um die dabey vorgesezte Absicht zu erreichen. | ||||||
| 30 | Es war mir schon der Beytritt des geliebten HErn Prof. Borns ein | ||||||
| 31 | angenehmer Beweiß, wie sehr man auf den Beyfall und die Mithülfe | ||||||
| 32 | der vortreflichen Männer bey solchen Unternehmungen rechnen kan. | ||||||
| 33 | Wenn Sie, unser Haupt und Vater, nur einmal noch so viel Zeit abmüßigen | ||||||
| 34 | könnten, und unser Magazin mit einem Beytrage beehren, | ||||||
| 35 | so würde das Institut mit der gültigsten Empfehlung vor dem Publico | ||||||
| 36 | erscheinen. | ||||||
| 37 | Wie leicht bin ich nicht, bey der ersten Empfehlung, in eine vielleicht | ||||||
| [ Seite 027 ] [ Seite 029 ] [ Inhaltsverzeichnis ] |
|||||||