Kant: AA X, Briefwechsel 1788 , Seite 524

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 auf das künftige Monatstück, das damit beginnen wird, verlegt werden.      
  02 Die Theilung hat Wieland vorgenommen; allein auf mein Ersuchen      
  03 hat er mir die letzte Korrektur nach Iena geschickt, die ich, wenn anders      
  04 der Setzer seine Schuldigkeit thut, mit ängstlicher Gewissenhaftigkeit      
  05 besorgt habe. So unzufrieden ich übrigens über jene Theilung war;      
  06 so sehr muß ich meinem Schwiegervater Recht geben, wenn er glaubt,      
  07 daß dadurch die Wirkung auf die Leser eher gewinnen als verlieren      
  08 werde.      
           
  09 Was soll ich Ihnen über diese Abhandlung, was über die Stellen      
  10 in derselben die meine kleinen Bemühungen betreffen, was über das      
  11 unschätzbare Geschenk, der Kritik der praktischen Vernunft, wovon ich      
  12 heut das mir angewiesene Exemplar erhalten, die ich aber bereits vor      
  13 acht Tag verschlungen habe, sagen? Mein gegenwärtiges Verstummen,      
  14 und mein ganzes künftiges Leben mag Ihnen danken. Wenn mir der      
  15 Himmel einen Sohn schenkt - er hat mir bereits ein holdseeliges      
  16 Mädchen gegeben, das itzt anderthalb Iahr alt ist - so sollen Ihr      
  17 Brief und jenes Exemplar die unveräusserlichen Kleinodien seyn      
  18 die ich ihm hinterlassen werde, und sie werden ihm als zuverlassige      
  19 Dokumente von dem Werte seines Vaters heilig seyn.      
           
  20 Wie lieb ist mirs nun daß ich mich in meinen Briefen über      
  21 die kantische Philosophie bis itzt noch nicht auf die eigentliche      
  22 Erörterung des moralischen Erkenntnißgrundes der Grundwahrheiten      
  23 der Religion eingelassen habe. Ich hätte da ein      
  24 schwaches Lämpchen aufgesteckt, wo Sie durch die Kr. d. pr. V. eine      
  25 Sonne hervorgerufen haben. Ich muß gestehen, daß mir ein solcher      
  26 Grad von Evidenz, eine so ganz vollendete Befriedigung, als ich wirklich      
  27 gefunden habe, unerwartet war.      
           
  28 Und nun sehe ich mit verdoppelter Sehnsucht der Kritik des Geschmackes      
  29 entgegen. Ich habe bereits Ihre Theorie der Sinnlichkeit      
  30 und des Verstandes zur Ausfertigung einer wirklich neuen Theorie      
  31 des Vergnügens benutzt, die ich meinen Vorlesungen über die sogenannte      
  32 Aesthetik vorausgeschickt, und in Aphorismen diktirt habe. Daß ich      
  33 darin Ihre Meynung wenigstens zum Theil getroffen haben müsse,      
  34 schliesse ich daraus, weil mein Versuch die verschiedenen Meynungen      
  35 über die Natur des Vergnügens z. B. die von Dü Bos der das      
  36 Verg. aus der leichten und starken Beschäftigung der Grundkraft, die      
  37 von Wolf der es aus der undeutlichen Vorstellung der Vollkommenheit,      
           
     

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