Kant: AA X, Briefwechsel 1785 , Seite 404

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 die Wahl des O. Consistoriums um. So zog neulich ein sehr geschikter      
  02 Landgeistlicher mit Frau u. Kindern 1 1/2 Iahre herum; man hatte      
  03 ihm eine bessere Pfarre gegeben, u. jene schlechtere sogleich wieder besetzt;      
  04 bei der bessern aber bat sich die Gemeine selbst einen Pfarrer      
  05 aus, jener Mann ward es also nicht, u. hatte nun nichts. Das Consistorium      
  06 hielt es itzt für Pflicht, ihm die erste vakante Stelle zu geben,      
  07 das that es dreimal hinter einander; aber jedesmal wenn er an den      
  08 Ort seiner geglaubten Bestimmung hinzog, hatte sich die Gemeine      
  09 einen andern ausgebeten, u. er mußte wieder fort. - Darum will      
  10 der Minister nicht gerne sein Ansehn compromittiren; er lässt also      
  11 die Sachen ihren gewöhnlichen Gang gehn, u. stößt der König dann      
  12 eine Wahl des Consistor. um, so trift es doch nicht Ihn unmittelbar.      
  13 Ia, er räth wohl selbst Geistlichen, denen er wohl will, daß ihre      
  14 Freunde sich ihrentwegen an die Gemeinen wenden, damit diese sie sich      
  15 zu Seelsorgern ausbitten.      
           
  16 Ich habe Ihnen, verehrungswehrter Mann, dieses lieber ausführlich      
  17 schreiben wollen, als bei Ihnen irgend einen Verdacht meiner      
  18 Undienstfertigkeit erregen wollen. Ich hoffe, daß Sie so etwas gar      
  19 nicht von mir denken werden; da ich ein großes Interesse habe, mich      
  20 Ihnen gefällig zu bezeigen, da ich H. Hippels Bruder (in Königsberg)      
  21 selbst kenne u. schätze, u. da ich nicht das geringste Interesse für irgend      
  22 sonst Iemand bei dieser Pfarrstelle habe.      
           
  23 Nehmen Sie beigehendes Quartal unsrer Mon.schrift gütigst auf,      
  24 und nehmen Sie zugleich unsern herzlichsten Dank an für den vortreflichen      
  25 Aufsatz, womit der Mai geziert ist. - Sie sind so gütig gewesen,      
  26 uns wieder Hofnung zu ähnlichen Geschenken zu machen; gebrauchen      
  27 Sie bald unsern Mund, um durch uns Ihre Rede ans Publikum zu      
  28 bringen.      
           
  29 Der letzte Aufsatz im Iunius ist, vermehrt, besonders abgedrukt      
  30 worden. Ich nehme mir die Freiheit, Ihnen einige Exemplare beizulegen.      
  31 Ich weiß, daß Ihre Geschäfte zu häufig sind, um mir zu gestatten,      
  32 Sie um eigentliche Beförderung dieser Subscription zu bitten.      
  33 Indeß, wünschten wir doch sehr das gute Vorurtheil für unsre wohlthätige      
  34 u. sicherlich gutgemeinte Absicht zu haben, daß ein Mann wie      
  35 Kant nur ganz gelegentlich ein Wort zur Empfehlung dieser      
  36 Stiftung fallen ließe. Und das, wissen wir, dürfen wir von      
           
     

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