Kant: AA X, Briefwechsel 1783 , Seite 323

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 nehmlich jedes Iahr 6 rthlr. und dies auf 12 Iahre. Ich stand in      
  02 einiger Bekanntschaft mit Herrn Kammersekretair Iohn: HE Hippel      
  03 rieth mir, da ich einen Vergleich mit der Person stiften wollte, mir      
  04 einen Iuristen anzunehmen; ich sagte Herrn Referendarius Herkloz,      
  05 den ich kannte die Sache, und durch den erfuhr sie hernach Herr Iohn:      
  06 Nun erbot sich Herr Herkloz und Iohn hernachmahls die Caventen zu      
  07 seyn, wegen der auf 12 Iahre jährlich ausgemachten 6 rthlr, die in      
  08 dieser Absicht den Vergleich auch mit unterschrieben. Für diese Auslagen      
  09 bis Michael dieses Iahrs, wie auch noch für 3 rthlr baar geliehenes      
  10 Geld bin ich Herrn Iohn 9 rthlr schuldig: ich bitte daher      
  11 Ew. Wohlgeb. gehorsamst, demselben 9 rthlr, nebst beikommenden Brief,      
  12 zu übermachen.      
           
  13 Als ich Königsberg verließ, war es unumgänglich nothwendig,      
  14 daß ich einen theil meiner Schulden baar bezahlte, wenn meinem      
  15 äußern Ruf dadurch nicht der größte Nachtheil widerfahren sollte. Es      
  16 glükte mir, von Herrn Wolff Friedländer 100 rthlr auf einen gestellten      
  17 Wechsel zu leihen, und zwar auf folgende Weise. Ich stellte      
  18 diesen Wechsel, so, daß ihn der Buchhändler Wagner als Selbst=schuldner      
  19 unterschrieb, an HErrn Wagner stellte ich wieder einen Wechsel aus,      
  20 und zwar auf ein halbes Iahr, diesen unterschrieb Herr Kammersekretair      
  21 Iohn als Selbst=Schuldner. Dieser Wechsel ist nun zur Bezahlung      
  22 fällig, und ich würde mich gewißermaßen großer Gefahr aus      
  23 sezzen, wenn ich die Bezahlung deßelben weiter verzögerte.      
           
  24 Ich habe alle in meinen Verhältnißen mir mögliche Mittel, die      
  25 mir Ehre und Gewißen erlaubten, herausgedacht und sie angewendet,      
  26 um meine Schulden in Königsberg zu berichtigen: wie sehr mir dies      
  27 geglükt ist, hievon haben Sie selbst Gelehgenheit gehabt sich zu überzeugen.      
  28 Doch war es mir nicht möglich alles auf einmahl zu überwinden,      
  29 daher konnte ichs nach allen möglichen angewendeten Versuchen      
  30 nicht dahin bringen, diese auf Wechsel schuldige 100 rthlr ganz auf      
  31 einmahl izt herbei zu schaffen, und bin daher nur im Stande 70 rthlr      
  32 auf diese 100 rthlr. abzuschikken. Allein die Einlösung dieses Wechsels      
  33 ist, wie Ew. Wohlgeb. dies selbst einsehen werden, doch so unumgänglich      
  34 nöthig - O so nehme ich denn in dieser Verlegenheit noch mahls      
  35 meine Zuflucht zu Ihrem in Liebe und Wohlwollen nie zu erschöpfenden      
  36 Herzen: Lesen Sie beiliegenden Brief an Ihren herrlichen Freund,      
  37 meinen großmütigen Wohlthäter; ich bitte ihn, seine Güte gegen mich      
           
     

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