Kant: AA X, Briefwechsel 1771 , Seite 121

     
           
 

Zeile:

 

Text (Kant):

 

 

 

 
  01 Begrif von der hiesigen Muse geben, wenn nicht einige sehr geschickte      
  02 Männer ihr reinere und angenehmere Opfer brächten. Da      
  03 ist Runkenius in der Litteratur, Historie u. Beredsamkeit, ein Mann      
  04 der Ihr Freund ist. Er hat jetzt ein Werk über den Plato unter      
  05 Händen welches für unser Iahrhundert wichtig werden kan. Da ist      
  06 Pestel in der Philosophie und den Rechten, deßen Ruhm algemein      
  07 ist; er ist ohnlängst aus Rinteln hieher berufen worden; Falkenaer,      
  08 Allemann Männer die Beyde verehrt werden, der letzte insonderheit      
  09 wegen seiner Kentniße in der Naturkunde. Gaubius wird beynahe so      
  10 angebetet als Boerhave. Ueberhaubt sind hier 17 Profeßores, allein      
  11 die übrige kenne ich gar nicht. Bey den beyden ersten hören meine      
  12 Prinzen Collegia, und wie es scheint mit vielem Vortheil. - Bey      
  13 nahe hätte ich vergeßen, daß beyde junge Herren mir sehr ernsthaft      
  14 aufgegeben haben sie Ihnen zu empfehlen. Sie befinden sich munter      
  15 und wünschen gewis so eifrig als ich eine gütige Nachricht von Ihnen.      
  16 Aber hier ist noch ein Auftrag, und der ist: von uns allen dreyen,      
  17 den HEn. D. Reccard und alle unsere Freunde die Sie etwa sehen      
  18 möchten recht herzlich zu grüßen. Ihre Gütigkeit gegen mich wird      
  19 schon unsere Unverschämtheit entschuldigen und Ihnen die Versicherung      
  20 geben daß ich mit der grosten Hochachtung bin      
           
  21   Ew. Hochedelgebohrnen      
  22   ganz ergebenster Diener und      
  23   aufrichtigster      
           
  24 Wielkes.      
           
           
    67.      
  26 An Marcus Herz.      
           
  27 7. Iuni 1771.      
           
  28 Werthester Freund      
           
  29 Was dencken Sie von meiner Nachläßigkeit im Correspondiren?      
  30 Was denkt Ihr Mentor, HE Mendelsson und HE Pr: Lambert davon.      
  31 Gewiß diese wackere Leute müssen sich vorstellen daß ich sehr unfein      
  32 seyn müsse die Bemühung welche sie sich in ihren Briefen an mich      
  33 geben so schlecht zu erwiedern und verdenken könte ich es ihnen      
  34 freylich nicht wenn sie sich aufs künftige vorsetzten sich niemals mehr      
  35 durch meine Zuschrift diese Bemühung ablocken zu lassen. Wenn indessen      
  36 die innere Schwierigkeit die man selbst fühlt anderer Augen auch      
  37 eben so klar werden könte so hoffe ich sie würden alles in der Welt      
           
     

[ Seite 120 ] [ Seite 122 ] [ Inhaltsverzeichnis ]