Kant: AA X, Briefwechsel 1770 , Seite 091

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 Gesinnung erwächst, ist dennoch mit einiger Bekümmernis verbunden,      
  02 ob mein unterthäniger Gesuch sich unter der Bedingung, die      
  03 iederzeit meine Wünsche begleitet hat, von der Gnade Ew: Excellentz      
  04 eine geneigte Aufnahme versprechen dörfe. Die Profession welche      
  05 durch den Tod des Herrn D. Langhansen erledigt worden, ist die      
  06 mathematische. Allein, wenn es mir erlaubt ist meine Aussicht nur      
  07 auf solche Stellen einzuschränken, die meiner Geschiklichkeit und      
  08 Neigung angemessen seyn, so bitte in Unterthänigkeit, Ew. Excellentz      
  09 wollen mir die Freymüthigkeit nicht ungnädig auslegen, mit der ich      
  10 auf einen Tausch der Stellen anzutragen mich unterstehe, der eben      
  11 sowohl dem Besten der Vniversitaet, als auch meiner Zufriedenheit      
  12 gemäs zu seyn scheint. Herr Christiani, Prof: Ord: der Moral, hat      
  13 so viel mathematische Wissenschaft, als nur irgend iemand auf unserer      
  14 academie, der sich um diese Stelle bewerben mag und hat solche auch      
  15 iederzeit mit Beyfall gelehrt. Er ist ein Schwiegersohn des Verstorbenen      
  16 und hat sowohl, durch seine Iahre, als auch seine Eigenschaften,      
  17 die größeste Anwartung auf das inspectorat über das      
  18 alumnat des collegii Albertini, womit sein Schwiegervater bekleidet      
  19 gewesen, und welches mit guten emolumenten versehen ist, worunter      
  20 sich auch eine freye Wohnung in eben demselben collegio befindet.      
  21 Dieses inspectorat ist schon sonst gewöhnlich mit der professione      
  22 matheseos verbunden gewesen, weil das astronomische observatorium      
  23 mit denen dazu gehörigen instrumenten sich auf demselben collegio      
  24 befindet. Wenn Ew: Excellentz geruheten den HE: prof: Christiani, durch      
  25 Antragung dieses Inspectorats, zu Annehmung gedachter mathematischen      
  26 Stelle zu vermögen, so würde ich bey der Bewerbung um die      
  27 moralische Profession, in demüthiger Hofnung auf Dero hohes Vorwort,      
  28 meiner eigentlichen Bestimmung zu folgen glauben. Solte dieses      
  29 mein unterthaniges Gesuch wieder Verhoffen Hindernisse finden, so ist      
  30 noch ein Fall übrig, bey dem weder Billigkeit noch öffentlicher Nutze      
  31 leiden würde, nemlich daß HE Doct: Buck, welcher itzt die logische      
  32 und metaphysische profession bekleidet, zu dieser Stelle bewogen würde.      
  33 Dieser ist sonst verschiedene Iahre Prof: extraord: der Mathematic      
  34 gewesen, und hat nur bey Gelegenheit des russischen gouvernements      
  35 die damals vacant gewordene logisch metaph: Profession, zu welcher      
  36 ich sonst von der academie alle Empfehlung hatte, erworben.      
           
  37 In dieser Gestalt liegt also das vermuthliche Glück meines      
           
     

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