Kant: AA IX, Immanuel Kants physische ... , Seite 291

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 einem indianischen Worte, welches Jahreszeit bedeutet) benennen, Monsuns,      
  02 nämlich die Monate April bis September ein Südwestwind, die      
  03 übrigen Monate hindurch ein Nordostwind. Dieses geschieht im Meerbusen      
  04 von Bengalen, den persischen, arabischen Meeren, im Archipelagus,      
  05 bei den Philippinischen Inseln, im Mexikanischen      
  06 Meerbusen und anderwärts. Im südlichen Hemisphär geht eben der      
  07 Wechsel des Westwindes vor sich, nur in den gedachten Monaten herrscht      
  08 der Nordwestwind, in den übrigen der Südwestwind.      
           
  09
§. 70.
     
  10
Ursache der Moussons.
     
           
  11 Indem ich die Ursache der Moussons erkläre, so gebe ich auch eine      
  12 allgemeine Theorie aller beständigen, periodischen und der meisten veränderten      
  13 Winde. Ich sage nämlich, daß ein Wind, der von dem Äquator      
  14 nach einem von den zwei Polen geht, eine Nebenrichtung nach Westen bekomme,      
  15 wenn er sich erst eine Weite hindurch bewegt hat. Z. E. in unserm      
  16 nördlichen Hemisphär muß ein Südwind nach und nach in einen Südwestwind      
  17 ausschlagen und auf der südlichen Seite des Äquators ein Wind,      
  18 der von dem Äquator nach dem Südpole hin geht, ein Nordwestwind werden.      
  19 Denn da die Erde sich um die Axe dreht: so beschreiben die Theile ihrer      
  20 Oberfläche desto größere Parallelcirkel, nachdem sie dem Äquator näher      
  21 liegen, und desto kleinere, je näher sie zu dem Pole liegen, und die Luft,      
  22 welche die Erde bedeckt, hat allenthalben, wenn kein Wind ist, gleiche Bewegung      
  23 mit dem Theile der Oberfläche der Erde, auf welchem sie ruht.      
  24 Also wird die Äquatorsluft mehr Schnelligkeit der Bewegung von Abend      
  25 gegen Morgen haben als die unter den Wendekreisen und diese weit mehr      
  26 als die zwischen den Polarcirkeln usw.      
           
  27 Dieses aber macht an sich noch gar keinen Wind, weil die Luft auf      
  28 der Oberfläche der Erde ihren Platz nicht verändert. Sobald aber die      
  29 Äquatorsluft nach einem von den Polen, z. E. zu dem Nordpol, zieht: so      
  30 giebt dies zuvörderst einen Südwind. Allein diese nach Norden ziehende      
  31 Luft hat doch von der Drehung der Erde einen Schwung von Abend gegen      
  32 Morgen, der schneller ist als alle Parallelcirkel, wohin sie bei weiter Entfernung      
  33 vom Äquator anlangt; also wird sie sich über den Örtern, an      
  34 welchen sie ankommt, mit dem Überschusse ihrer Schnelligkeit von Abend      
  35 gegen Morgen fortbewegen, mithin durch die Zusammensetzung mit der      
  36 südlichen Richtung einen Südwestwind machen.      
           
           
     

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