Kant: AA IX, Immanuel Kants physische ... , Seite 185

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 Als ein solcher erscheint es uns bis zum 0 Grade nach Reaumür      
  02 oder dem 32ten Grade des Fahrenheit'schen Thermometers und besteht      
  03 dann aus Krystallen, die sich unter einem Winkel von 60 Graden durchkreuzen.      
           
  05 Tritt aber eine größere Masse Wärmestoff hinzu, dann erst erscheint      
  06 uns jener bisher fester Körper als Flüssigkeit oder Wasser, welche Gestalt      
  07 es aber wieder bei einer Wärme von 80 Graden Reaumür oder 212 Graden      
  08 Fahrenheit mit der eines Dampfes vertauscht, der selbst bei dem heitersten      
  09 Himmel immer noch in der Atmosphäre vorhanden ist, und die      
  10 Luft erst bei einer etwa eintretenden Verdichtung seiner als Thau, Reif,      
  11 Nebel oder Wolken trübt und minder durchsichtig macht.      
           
  12 Das Wasser ist selten oder nie in seinem natürlichen Zustande ganz      
  13 rein vorhanden, indem es nicht nur ein Auflösungsmittel vorzüglich der      
  14 Salze, sondern auch vieler andern Stoffe ist. Noch am unvermischtesten      
  15 mit andern Stoffen trifft man es als Regen oder Schnee an. Minder      
  16 rein sind die Brunnen= und Quellwasser, und unter diesen wieder die      
  17 harten weniger als die weichen, indem jene mit erdigen Mittelsalzen geschwängert      
  18 sind. Am stärksten ist die fremdartige Beimischung in dem      
  19 Mineralwasser, zu dem theils auch das Meerwasser kann gezählt werden.      
  20 Erst durch eine sorgsame Destillation erhält man ganz reines Wasser, und      
  21 dieses ist an sich keiner Fäulniß fähig, sondern eine völlig durchsichtige,      
  22 farbe=, geschmack= und geruchlose, keiner Entzündung fähige, tropfbare      
  23 Flüssigkeit.      
           
  24 So viel für diese Stelle. Mehr hierüber kann man nachlesen in den      
  25 bekannten physischen und chemischen Werken von Lavoisier, Girtanner,      
  26 Hermbstädt, Gren, Hildebrand, Hube, Grimm, Gehler und Andern.      
  27 Dabei vergleiche man Otto's schönes System einer allgemeinen      
  28 Hydographie des Erdbodens. Berlin 1800. gr. 8. S. 8-50.      
  29 und in Hinsicht auf die neuesten Galvani=Volta'schen Versuche, Voigts      
  30 Magazin für den neuesten Zustand der Naturkunde. Band 2.      
  31 St. 2.      
           
  32
§. 15.
     
           
  33 Das allgemeine Wasser ist gleichsam ein großes Behältniß und ein      
  34 tiefes Thal, in dem sich das auf der Erde befindliche Wasser gesammelt      
  35 hat. Das feste Land ist nur eine Erhöhung über demselben. Es ist auf      
  36 der Erde ungleich mehr Wasser als festes Land befindlich, und dieses bildet,      
  37 da es ringsum von Wasser umgeben wird, gleichsam eine große Insel.      
           
           
     

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