Kant: AA IX, Immanuel Kants physische ... , Seite 165

     
           
 

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  01 vermittelst der Handlung in der ganzen Welt ein gleichförmiger Zustand      
  02 erhalten. Hier wird also angezeigt werden müssen, warum und woher      
  03 ein Land dasjenige im Überflusse hat, dessen ein anderes entbehren      
  04 muß. Mehr als irgend etwas hat die Handlung die Menschen verfeinert      
  05 und ihre gegenseitige Bekanntschaft begründet*).      
           
  06 5. Die theologische Geographie. Da die theologischen Principien      
  07 nach der Verschiedenheit des Bodens mehrentheils sehr wesentliche Veränderungen      
  08 erleiden: so wird auch hierüber die nothwendigste Auskunft      
  09 müssen gegeben werden. Man vergleiche z. B. nur die christliche Religion      
  10 im Oriente mit der im Occidente und hier wie dort die noch      
  11 feinern Nuancen derselben. Noch stärker fällt dies bei wesentlich in      
  12 ihren Grundsätzen verschiedenen Religionen auf. Vergl. H. E. G.      
  13 Paulus, Memorabilien. St. 1. Leipzig 1791. S. 129. und v.      
  14 Breitenbauch in dessen zweitem, oben genannten Buche.      
           
  15 Außerdem werden hier die Abweichungen der Natur in dem Unterschiede      
  16 zwischen Jugend und Alter, ferner das, was jedem Lande eigenthümlich      
  17 ist, bemerkt werden müssen. Z. B. die Thiere, jedoch nicht die      
  18 einheimischen, es sei denn, daß sie in verschiedenen Ländern auch anders      
  19 beschaffen wären. So schlagen unter andern die Nachtigallen lange      
  20 nicht so stark in Italien als in den nordischen Gegenden. Auf wüsten      
  21 Inseln bellen die Hunde gar nicht. Auch von Pflanzen, Steinen, Kräutern,      
  22 Gebirgen, usw. wird hier die Rede sein müssen.      
           
  23 Der Nutzen dieses Studiums ist sehr ausgedehnt. Es dient zur      
  24 zweckmäßigen Anordnung unserer Erkenntnisse, zu unserm eignen Vergnügen      
  25 und gewährt reichen Stoff zu gesellschaftlichen Unterhaltungen.      
           
  26
§. 6.
     
           
  27 Bevor wir nun wirklich zu der Abhandlung der physischen Geographie      
  28 selbst übergehen, müssen wir nach den bereits vorangeschickten vorläufigen      
  29 Anmerkungen uns nothwendiger Weise erst noch einen Vorbegriff      
  30 von der mathematischen Geographie machen, weil wir dessen in jener      
  31 Abhandlung nur zu oft bedürfen werden. Demzufolge erwähnen wir      
  32 hier der Gestalt, Größe und Bewegung der Erde, so wie ihres Verhältnisses      
  33 zu dem übrigen Weltgebäude.      
           
           
    *) Fabri in seiner Geistik. S. 4. giebt den Grundriß einer solchen mercantilischen oder Handlungsgeographie.      
           
     

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