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Kant: AA VIII, Zum ewigen Frieden. Ein ... , Seite 359 |
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Text (Kant): |
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01 |
der Eingebornen, Aufwiegelung der verschiedenen Staaten desselben zu |
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weit ausgebreiteten Kriegen, Hungersnoth, Aufruhr, Treulosigkeit, und |
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wie die Litanei aller Übel, die das menschliche Geschlecht drücken, weiter |
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lauten mag. |
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China*) und Japan (Nipon), die den Versuch mit solchen Gästen |
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gemacht hatten, haben daher weislich, jenes zwar den Zugang, aber nicht |
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den Eingang, dieses auch den ersteren nur einem einzigen europäischen |
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Volk, den Holländern, erlaubt, die sie aber doch dabei wie Gefangene von |
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der Gemeinschaft mit den Eingebornen ausschließen. Das Ärgste hiebei |
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(oder, aus dem Standpunkte eines moralischen Richters betrachtet, das |
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Beste) ist, daß sie dieser Gewaltthätigkeit nicht einmal froh werden, da |
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alle diese Handlungsgesellschaften auf dem Punkte des nahen Umsturzes |
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stehen, daß die Zuckerinseln, dieser Sitz der allergrausamsten und ausgedachtesten |
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Sklaverei, keinen wahren Ertrag abwerfen, sondern nur mittelbar |
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und zwar zu einer nicht sehr löblichen Absicht, nämlich zu Bildung |
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der Matrosen für Kriegsflotten und also wieder zu Führung der Kriege in |
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Europa, dienen, und dieses Mächten, die von der Frömmigkeit viel Werks |
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machen und, indem sie Unrecht wie Wasser trinken, sich in der Rechtgläubigkeit |
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für Auserwählte gehalten wissen wollen. |
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*) Um dieses große Reich mit dem Namen, womit es sich selbst benennt, zu schreiben (nämlich China, nicht Sina, oder einen diesem ähnlichen Laut), darf man nur Georgii Alphab. Tibet. pag. 651 - 654, vornehmlich Nota b unten nachsehen. Eigentlich führt es nach des Petersb. Prof. Fischer Bemerkung keinen bestimmten Namen, womit es sich selbst benennt; der gewöhnlichste ist noch der des Worts Kin, nämlich Gold (welches die Tibetaner mit Ser ausdrücken), daher der Kaiser König des Goldes (des herrlichsten Landes von der Welt) genannt wird, welches Wort wohl im Reiche selbst wie Chin lauten, aber von den italiänischen Missionarien (des Gutturalbuchstabens wegen) wie Kin ausgesprochen sein mag. - Hieraus ersieht man dann, daß das von den Römern sogenannte Land der Serer China war, die Seide aber über Groß=Tibet (vermuthlich durch Klein=Tibet und die Bucharei über Persien, so weiter) nach Europa gefördert worden, welches zu manchen Betrachtungen über das Alterthum dieses erstaunlichen Staats in Vergleichung mit dem von Hindustan bei der Verknüpfung mit Tibet und durch dieses mit Japan hinleitet; indessen daß der Name Sina oder Tschina, den die Nachbarn diesem Lande geben sollen, zu nichts hinführt. - - Vielleicht läßt sich auch die uralte, obzwar nie recht bekannt gewordene Gemeinschaft Europens mit Tibet aus dem, was uns Hesychius hievon aufbehalten hat, nämlich dem Zuruf Κονξ '&Omikron;μπαξ ( Konx Ompax ) des Hierophanten in den Eleusinischen Geheimnissen, erklären (S. Reise des jüngern Anacharsis, 5ter Theil, S. 447 u. f.). - denn nach Georgii [Seitenumbruch] Alph. Tibet. bedeutet das Wort Concioa Gott, welches eine auffallende Ähnlichkeit mit Konx hat, Pah-cio (ib. p. 520) welches von den Griechen leicht wie pax ausgesprochen werden konnte, promulgator legis , die durch die ganze Natur vertheilte Gottheit (auch Cencresi genannt, p. 177). - Om aber, welches La Croze durch benedictus , gesegnet, übersetzt, kann, auf die Gottheit angewandt, wohl nichts anders als den Seliggepriesenen bedeuten, p. 507 . Da nun P. Franz. Horatius von den tibetanischen Lamas, die er oft befrug, was sie unter Gott (Concioa) verständen, jederzeit die Antwort bekam: "Es ist die Versammlung aller Heiligen" (d. i. der seligen durch die lamaische Wiedergeburt nach vielen Wanderungen durch allerlei Körper endlich in die Gottheit zurückgekehrten, in Burchane, d. i. anbetungswürdige Wesen, verwandelten Seelen, p. 223), so wird jenes geheimnißvolle Wort Konx Ompax wohl das heilige ( Konx ), selige (Om) und weise ( Pax ), durch die Welt überall verbreitete höchste Wesen (die personificirte Natur) bedeuten sollen und, in den griechischen Mysterien gebraucht, wohl den Monotheism für die Epopten im Gegensatz mit dem Polytheism des Volks angedeutet haben; obwohl P. Horatius (a. a. O.) hierunter einen Atheism witterte. - Wie aber jenes geheimnißvolle Wort über Tibet zu den Griechen gekommen, läßt sich auf obige Art erklären und umgekehrt dadurch auch das frühe Verkehr Europens mit China über Tibet (vielleicht eher noch als mit Hindustan) wahrscheinlich machen. |
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