Kant: AA VIII, Über den Gebrauch ... , Seite 174

     
           
 

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  01 angearteten Naturell der Bewohner des alten hält sie von selbst davon      
  02 ab. Und wo haben Indier oder Neger sich in nordlichen Gegenden auszubreiten      
  03 gesucht? - Die aber dahin vertrieben sind, haben in ihrer      
  04 Nachkommenschaft (wie die creolischen Neger oder Indier unter dem      
  05 Namen der Zigeuner) niemals einen zu ansässigen Landanbauern oder      
  06 Handarbeitern tauglichen Schlag abgeben wollen*).      
           
           
    *) Die letztere Bemerkung wird hier nicht als beweisend angeführt, ist aber doch nicht unerheblich. In Hrn. Sprengels Beiträgen, 5tem Theile, S. 287 - 292, führt ein sachkundiger Mann gegen Ramsays Wunsch, alle Negersklaven als freie Arbeiter zu brauchen, an: daß unter den vielen tausend freigelassenen Negern, die man in Amerika und in England antrifft, er kein Beispiel kenne, daß irgend einer ein Geschäfte treibe, was man eigentlich Arbeit nennen kann, vielmehr da sie ein leichtes Handwerk, welches sie vormals als Sklaven zu treiben gezwungen waren, alsbald aufgeben, wenn sie in Freiheit kommen, um dafür Höker, elende Gastwirthe, Livereibediente, auf den Fischzug oder Jagd ausgehende, mit einem Worte Umtreiber zu werden. Eben das findet man auch an den Zigeunern unter uns. Derselbe Verfasser bemerkt hiebei: daß nicht etwa das nordliche Klima sie zur Arbeit ungeneigt mache; denn sie halten, wenn sie hinter dem Wagen ihrer Herrschaften, oder in den ärgsten Winternächten in den kalten Eingängen der Theater (in England) warten müssen, doch lieber aus, als Dreschen, Graben, Lasten tragen etc. Sollte man hieraus nicht schließen: daß es außer dem Vermögen zu arbeiten noch einen unmittelbaren, von aller Anlockung unabhängigen Trieb zur Thätigkeit (vornehmlich der anhaltenden, die man Emsigkeit nennt) gebe, der mit gewissen Naturanlagen besonders verwebt ist, und daß Indier sowohl als Neger nicht mehr von diesem Antriebe in andere Klimaten mitbringen und vererben, als sie für ihre Erhaltung in ihrem alten Mutterlande bedurften und von der Natur empfangen hatten, und daß diese innere Anlage eben so wenig erlösche, als die äußerlich sichtbare. Die weit mindern Bedürfnisse aber in jenen Ländern und die wenige Mühe, die es erfordert, sich auch nur diese zu verschaffen, erfordern keine größern Anlagen zur Thätigkeit. - Hier will ich noch etwas aus Marsdens gründlicher Beschreibung von Sumatra (Siehe Sprengels Beiträge, 6ter Theil, S. 198 - 199) anführen. "Die Farbe ihrer (der Rejangs) Haut ist gewöhnlich gelb ohne die Beimischung von roth, welche die Kupferfarbe hervorbringt. Sie sind beinahe durchgängig etwas heller von Farbe als die Mestizen in andern Gegenden von Indien. - Die weiße Farbe der Einwohner von Sumatra in Vergleichung mit andern Völkern eben des Himmelsstrichs ist meines Erachtens ein starker Beweis, daß die Farbe der Haut keineswegs unmittelbar von dem Klima abhängt. (Eben das sagt er von dort gebornen Kindern der Europäer und Negern in der zweiten Generation und vermuthet, daß die dunklere Farbe der Europäer, die sich hier lange aufgehalten haben, eine Folge der vielen Gallenkrankheiten sei, denen dort alle ausgesetzt sind.) - Hier muß ich noch bemerken, daß die Hände [Seitenumbruch] der Eingebornen und der Mestizen unerachtet des heißen Klimas gewöhnlich kalt sind" (ein wichtiger Umstand, der Anzeige giebt, daß die eigenthümliche Hautbeschaffenheit von keinen oberflächlichen äußeren Ursachen herrühren müsse).      
           
     

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