Kant: AA VI, Die Religion innerhalb der ... , Seite 028 |
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01 | Idee des moralischen Gesetzes allein mit der davon unzertrennlichen Achtung | ||||||
02 | kann man nicht füglich eine Anlage für die Persönlichkeit nennen; | ||||||
03 | sie ist die Persönlichkeit selbst (die Idee der Menschheit ganz intellectuell | ||||||
04 | betrachtet). Aber daß wir diese Achtung zur Triebfeder in unsere Maximen | ||||||
05 | aufnehmen, der subjective Grund hiezu scheint ein Zusatz zur Persönlichkeit | ||||||
06 | zu sein und daher den namen einer Anlage zum Behuf derselben zu | ||||||
07 | verdienen. | ||||||
08 | Wenn wir die genannten drei Anlagen nach den Bedingungen ihrer | ||||||
09 | Möglichkeit betrachten, so finden wir, daß die erste keine Vernunft, die | ||||||
10 | zweite zwar praktische, aber nur andern Triebfedern dienstbare, die dritte | ||||||
11 | aber allein für sich selbst praktische, d. i. unbedingt gesetzgebende, Vernunft | ||||||
12 | zur Wurzel habe: Alle diese Anlagen im Menschen sind nicht allein (negativ) | ||||||
13 | gut (sie widerstreiten nicht dem moralischen Gesetze), sondern sind | ||||||
14 | auch Anlagen zum Guten (sie befördern die Befolgung desselben). Sie | ||||||
15 | sind ursprünglich; denn sie gehören zur Möglichkeit der menschlichen | ||||||
16 | Natur. Der Mensch kann die zwei ersteren zwar zweckwidrig brauchen, | ||||||
17 | aber keine derselben vertilgen. Unter Anlagen eines Wesens verstehen wir | ||||||
18 | sowohl die Bestandstücke, die dazu erforderlich sind, als auch die Formen | ||||||
19 | ihrer Verbindung, um ein solches Wesen zu sein. Sie sind ursprünglich, | ||||||
20 | wenn sie zu der Möglichkeit eines solchen Wesens nothwendig gehören; zufällig | ||||||
21 | aber, wenn das Wesen auch ohne dieselben an sich möglich wäre. | ||||||
22 | Noch ist zu merken, daß hier von keinen andern Anlagen die Rede ist, als | ||||||
23 | denen, die sich unmittelbar auf das Begehrungsvermögen und den Gebrauch | ||||||
24 | der Willkür beziehen. | ||||||
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27 | Unter den Hange ( propensio ) verstehe ich den subjectiven Grund | ||||||
28 | der Möglichkeit einer Neigung (habituellen Begierde, concupiscentia ), | ||||||
29 | sofern sie für die Menschheit überhaupt zufällig ist. †) Er unterscheidet | ||||||
†) Hang ist eigentlich nur die Prädisposition zum Begehren eines Genusses, der, wenn das Subject die Erfahrung davon gemacht haben wird, Neigung dazu hervorbringt. So haben alle rohe Menschen einen Hang zu berauschenden Dingen; denn obgleich viele von ihnen den Rausch gar nicht kennen und also auch gar keine Begierde zu Dingen haben, die ihn bewirken, so darf man sie solche doch nur einmal versuchen lassen, um eine kaum vertilgbare Begierde dazu bei ihnen hervorzubringen. - Zwischen dem Hange und der Neigung, welche Bekanntschaft [Seitenumbruch] mit dem Object des Begehrens voraussetzt, ist noch der Instinct, welcher ein gefühltes Bedürfniß ist, etwas zu thun oder zu genießen, wovon man noch keinen Begriff hat (wie der Kunsttrieb bei Thieren, oder der Trieb zum Geschlecht). Von der Neigung an ist endlich noch eine Stufe des Begehrungsvermögens, die Leidenschaft (nicht der Affect, denn dieser gehört zum Gefühl der Lust und Unlust), welche eine Neigung ist, die die Herrschaft über sich selbst ausschließt. | |||||||
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