Kant: AA IV, Prolegomena zu einer jeden ... , Seite 358 |
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| 01 | Analogie bleibt doch ein für uns hinlänglich bestimmter Begriff von | ||||||
| 02 | dem höchsten Wesen übrig, ob wir gleich alles weggelassen haben, was ihn | ||||||
| 03 | schlechthin und an sich selbst bestimmen könnte; denn wir bestimmen ihn | ||||||
| 04 | doch respectiv auf die Welt und mithin auf uns, und mehr ist uns auch | ||||||
| 05 | nicht nöthig. Die Angriffe, welche Hume auf diejenigen thut, welche diesen | ||||||
| 06 | Begriff absolut bestimmen wollen, indem sie die Materialien dazu von | ||||||
| 07 | sich selbst und der Welt entlehnen, treffen uns nicht; auch kann er uns | ||||||
| 08 | nicht vorwerfen, es bleibe uns gar nichts übrig, wenn man uns den objectiven | ||||||
| 09 | Anthropomorphism von dem Begriffe des höchsten Wesens wegnähme. | ||||||
| 11 | Denn wenn man uns nur anfangs (wie es auch Hume in der Person | ||||||
| 12 | des Philo gegen den Kleanth in seinen Dialogen thut) als eine nothwendige | ||||||
| 13 | Hypothese den deistischen Begriff des Urwesens einräumt, in | ||||||
| 14 | welchem man sich das Urwesen durch lauter ontologische Prädicate der | ||||||
| 15 | Substanz, Ursache etc. denkt (welches man thun muß, weil die Vernunft, | ||||||
| 16 | in der Sinnenwelt durch lauter Bedingungen, die immer wiederum | ||||||
| 17 | bedingt sind, getrieben, ohne das gar keine Befriedigung haben kann; und | ||||||
| 18 | welches man auch füglich thun kann, ohne in den Anthropomorphism | ||||||
| 19 | zu gerathen, der Prädicate aus der Sinnenwelt auf ein von der Welt ganz | ||||||
| 20 | unterschiedenes Wesen überträgt, indem jene Prädicate bloße Kategorien | ||||||
| 21 | sind, die zwar keinen bestimmten, aber auch eben dadurch keinen auf Bedingungen | ||||||
| 22 | der Sinnlichkeit eingeschränkten Begriff desselben geben): so | ||||||
| 23 | kann uns nichts hindern von diesem Wesen eine Causalität durch Vernunft | ||||||
| 24 | in Ansehung der Welt zu prädiciren und so zum Theismus überzuschreiten, | ||||||
| 25 | ohne eben genöthigt zu sein, ihm diese Vernunft an ihm selbst | ||||||
| 26 | als eine ihm anklebende Eigenschaft beizulegen. Denn was das erste | ||||||
| 27 | betrifft, so ist es der einzige mögliche Weg, den Gebrauch der Vernunft in | ||||||
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