Kant: AA IV, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 049 |
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01 | nur die letzte Hand zu ihrer Berichtigung und Vollkommenheit bedarf. | ||||||
02 | Denn man muß die Gegenstände schon in ziemlich hohem Grade kennen, | ||||||
03 | wenn man die Regeln angeben will, wie sich eine Wissenschaft von ihnen | ||||||
04 | zu Stande bringen lasse. | ||||||
05 | Die allgemeine Logik ist nun entweder die reine, oder die angewandte | ||||||
06 | Logik. In der ersteren abstrahiren wir von allen empirischen Bedingungen, | ||||||
07 | unter denen unser Verstand ausgeübt wird, z. B. vom Einfluß | ||||||
08 | der Sinne, vom Spiele der Einbildung, den Gesetzen des Gedächtnisses, | ||||||
09 | der Macht der Gewohnheit, der Neigung etc., mithin auch den | ||||||
10 | Quellen der Vorurtheile, ja gar überhaupt von allen Ursachen, daraus | ||||||
11 | uns gewisse Erkenntnisse entspringen oder unterschoben werden mögen, | ||||||
12 | weil sie blos den Verstand unter gewissen Umständen seiner Anwendung | ||||||
13 | betreffen, und, um diese zu kennen, Erfahrung erfordert wird. Eine allgemeine, | ||||||
14 | aber reine Logik hat es also mit lauter Principien a priori | ||||||
15 | zu thun und ist ein Kanon des Verstandes und der Vernunft, aber | ||||||
16 | nur in Ansehung des Formalen ihres Gebrauchs, der Inhalt mag sein, | ||||||
17 | welcher er wolle (empirisch oder transscendental). Eine allgemeine | ||||||
18 | Logik heißt aber alsdann angewandt, wenn sie auf die Regeln des Gebrauchs | ||||||
19 | des Verstandes unter den subjectiven empirischen Bedingungen, | ||||||
20 | die uns die Psychologie lehrt, gerichtet ist. Sie hat also empirische Principien, | ||||||
21 | ob sie zwar in so fern allgemein ist, daß sie auf den Verstandesgebrauch | ||||||
22 | ohne Unterschied der Gegenstände geht. Um deswillen ist sie | ||||||
23 | auch weder ein Kanon des Verstandes überhaupt, noch ein Organon besondrer | ||||||
24 | Wissenschaften, sondern lediglich ein Kathartikon des gemeinen | ||||||
25 | Verstandes. | ||||||
26 | In der allgemeinen Logik muß also der Theil, der die reine Vernunftlehre | ||||||
27 | ausmachen soll, von demjenigen gänzlich abgesondert werden, | ||||||
28 | welcher die angewandte (obzwar noch immer allgemeine) Logik ausmacht. | ||||||
29 | Der erstere ist eigentlich nur allein Wissenschaft, obzwar kurz und trocken, | ||||||
30 | und wie es die schulgerechte Darstellung einer Elementarlehre des Verstandes | ||||||
31 | erfordert. In dieser müssen also die Logiker jederzeit zwei Regeln | ||||||
32 | vor Augen haben: | ||||||
33 | 1) Als allgemeine Logik abstrahirt sie von allem Inhalt der Verstandeserkenntniß | ||||||
34 | und der Verschiedenheit ihrer Gegenstände und hat mit | ||||||
35 | nichts, als der bloßen Form des Denkens zu tun. | ||||||
36 | 2) Als reine Logik hat sie keine empirische Principien, mithin schöpft | ||||||
37 | sie nichts (wie man sich bisweilen überredet hat) aus der Psychologie, die | ||||||
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