Kant: AA IV, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 041

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 verschiedene synthetische Erkenntnisse geschöpft werden können, wie vornehmlich      
  02 die reine Mathematik in Ansehung der Erkenntnisse vom Raume      
  03 und dessen Verhältnissen ein glänzendes Beispiel giebt. Sie sind nämlich      
  04 beide zusammen genommen reine Formen aller sinnlichen Anschauung      
  05 und machen dadurch synthetische Sätze a priori möglich. Aber diese Erkenntnißquellen      
  06 a priori bestimmen sich eben dadurch (daß sie blos Bedingungen      
  07 der Sinnlichkeit sind) ihre Grenzen, nämlich daß sie blos auf      
  08 Gegenstände gehen, so fern sie als Erscheinungen betrachtet werden, nicht      
  09 aber Dinge an sich selbst darstellen. Jene allein sind das Feld ihrer Gültigkeit,      
  10 woraus wenn man hinausgeht, weiter kein objectiver Gebrauch      
  11 derselben statt findet. Diese Realität des Raumes und der Zeit läßt      
  12 übrigens die Sicherheit der Erfahrungserkenntniß unangetastet: denn wir      
  13 sind derselben eben so gewiß, ob diese Formen den Dingen an sich selbst,      
  14 oder nur unsrer Anschauung dieser Dinge nothwendiger Weise anhängen.      
  15 Dagegen die, so die absolute Realität des Raumes und der Zeit behaupten,      
  16 sie mögen sie nun als subsistirend oder nur inhärirend annehmen,      
  17 mit den Principien der Erfahrung selbst uneinig sein müssen. Denn entschließen      
  18 sie sich zum ersteren (welches gemeiniglich die Partei der mathematischen      
  19 Naturforscher ist), so müssen sie zwei ewige und unendliche für      
  20 sich bestehende Undinge (Raum und Zeit) annehmen, welche da sind, (ohne      
  21 daß doch etwas Wirkliches ist) nur um alles Wirkliche in sich zu befassen.      
  22 Nehmen sie die zweite Partei (von der einige metaphysische Naturlehrer      
  23 sind) und Raum und Zeit gelten ihnen als von der Erfahrung abstrahirte,      
  24 obzwar in der Absonderung verworren vorgestellte Verhältnisse der Erscheinungen      
  25 (neben oder nach einander), so müssen sie den mathematischen      
  26 Lehren a priori in Ansehung wirklicher Dinge (z. E. im Raume) ihre      
  27 Gültigkeit, wenigstens die apodiktische Gewißheit streiten, indem diese      
  28 a posteriori gar nicht statt findet, und die Begriffe a priori von Raum      
  29 und Zeit dieser Meinung nach nur Geschöpfe der Einbildungskraft sind,      
  30 deren Quell wirklich in der Erfahrung gesucht werden muß, aus deren abstrahirten      
  31 Verhältnissen die Einbildung etwas gemacht hat, was zwar das      
  32 Allgemeine derselben enthält, aber ohne die Restrictionen, welche die Natur      
  33 mit denselben verknüpft hat, nicht statt finden kann. Die erstere gewinnen      
  34 so viel, daß sie für die mathematische Behauptungen sich das Feld der      
  35 Erscheinungen frei machen. Dagegen verwirren sie sich sehr durch eben      
  36 diese Bedingungen, wenn der Verstand über dieses Feld hinausgehen will.      
  37 Die zweite gewinnen zwar in Ansehung des letzteren, nämlich daß die      
           
     

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