Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 136 |
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01 | In der That liegen unsern reinen sinnlichen Begriffen nicht Bilder | ||||||
02 | der Gegenstände, sondern Schemate zum Grunde. Dem Begriffe von einem | ||||||
03 | Triangel überhaupt würde gar kein Bild desselben jemals adäquat sein. | ||||||
04 | Denn es würde die Allgemeinheit des Begriffs nicht erreichen, welche | ||||||
05 | macht, daß dieser für alle, recht= oder schiefwinklichte etc., gilt, sondern | ||||||
06 | immer nur auf einen Theil dieser Sphäre eingeschränkt sein. Das Schema | ||||||
07 | des Triangels kann niemals anderswo als in Gedanken existiren und bedeutet | ||||||
08 | eine Regel der Synthesis der Einbildungskraft in Ansehung reiner | ||||||
09 | Gestalten im Raume. Noch viel weniger erreicht ein Gegenstand der Erfahrung | ||||||
10 | oder Bild desselben jemals den empirischen Begriff, sondern | ||||||
11 | dieser bezieht sich jederzeit unmittelbar auf das Schema der Einbildungskraft | ||||||
12 | als eine Regel der Bestimmung unserer Anschauung gemäß einem | ||||||
13 | gewissen allgemeinen Begriffe. Der Begriff vom Hunde bedeutet eine | ||||||
14 | Regel, nach welcher meine Einbildungskraft die Gestalt eines vierfüßigen | ||||||
15 | Thieres allgemein verzeichnen kann, ohne auf irgend eine einzige besondere | ||||||
16 | Gestalt, die mir die Erfahrung darbietet, oder auch ein jedes | ||||||
17 | mögliche Bild, was ich in concreto darstellen kann, eingeschränkt zu sein. | ||||||
18 | Dieser Schematismus unseres Verstandes in Ansehung der Erscheinungen | ||||||
19 | und ihrer bloßen Form ist eine verborgene Kunst in den Tiefen der | ||||||
20 | menschlichen Seele, deren wahre Handgriffe wir der Natur schwerlich jemals | ||||||
21 | abrathen und sie unverdeckt vor Augen legen werden. So viel | ||||||
22 | können wir nur sagen: das Bild ist ein Product des empirischen Vermögens | ||||||
23 | der productiven Einbildungskraft, das Schema sinnlicher Begriffe | ||||||
24 | (als der Figuren im Raume) ein Product und gleichsam ein Monogramm | ||||||
25 | der reinen Einbildungskraft a priori, wodurch und wornach die | ||||||
26 | Bilder allererst möglich werden, die aber mit dem Begriffe nur immer | ||||||
27 | vermittelst des Schema, welches sie bezeichnen, verknüpft werden müssen | ||||||
28 | und an sich demselben nicht völlig congruiren. Dagegen ist das Schema | ||||||
29 | eines reinen Verstandesbegriffs etwas, was in gar kein Bild gebracht | ||||||
30 | werden kann, sondern ist nur die reine Synthesis gemäß einer Regel der | ||||||
31 | Einheit nach Begriffen überhaupt, die die Kategorie ausdrückt, und ist | ||||||
32 | ein transscendentales Product der Einbildungskraft, welches die Bestimmung | ||||||
33 | des inneren Sinnes überhaupt nach Bedingungen seiner Form (der | ||||||
34 | Zeit) in Ansehung aller Vorstellungen betrifft, so fern diese der Einheit | ||||||
35 | der Apperception gemäß a priori in einem Begriff zusammenhängen sollten. | ||||||
36 | Ohne uns nun bei einer trockenen und langweiligen Zergliederung | ||||||
37 | dessen, was zu transscendentalen Schematen reiner Verstandesbegriffe | ||||||
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