Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 115 |
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Text (Kant):
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01 | § 20. |
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02 | Alle sinnliche Anschauungen stehen unter den Kategorien als |
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03 | Bedingungen, unter denen allein das Mannigfaltige derselben |
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04 | in ein Bewußtsein zusammenkommen kann. |
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05 | Das Mannigfaltige in einer sinnlichen Anschauung Gegebene gehört | ||||||
06 | nothwendig unter die ursprüngliche synthetische Einheit der Apperception, | ||||||
07 | weil durch diese die Einheit der Anschauung allein möglich ist (§ 17). | ||||||
08 | Diejenige Handlung des Verstandes aber, durch die das Mannigfaltige | ||||||
09 | gegebener Vorstellungen (sie mögen Anschauungen oder Begriffe sein) | ||||||
10 | unter eine Apperception überhaupt gebracht wird, ist die logische Function | ||||||
11 | der Urtheile (§ 19). Also ist alles Mannigfaltige, so fern es in einer | ||||||
12 | empirischen Anschauung gegeben ist, in Ansehung einer der logischen | ||||||
13 | Functionen zu urtheilen bestimmt, durch die es nämlich zu einem Bewußtsein | ||||||
14 | überhaupt gebracht wird. Nun sind aber die Kategorien | ||||||
15 | nichts andres als eben diese Functionen zu urtheilen, so fern das Mannigfaltige | ||||||
16 | einer gegebenen Anschauung in Ansehung ihrer bestimmt ist (§ 10). | ||||||
17 | Also steht auch das Mannigfaltige in einer gegebenen Anschauung nothwendig | ||||||
18 | unter Kategorien. | ||||||
19 | § 21. |
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20 | Anmerkung. |
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21 | Ein Mannigfaltiges, das in einer Anschauung, die ich die meinige | ||||||
22 | nenne, enthalten ist, wird durch die Synthesis des Verstandes als zur | ||||||
23 | nothwendigen Einheit des Selbstbewußtseins gehörig vorgestellt, und | ||||||
24 | dieses geschieht durch die Kategorie.*) Diese zeigt also an: daß das empirische | ||||||
25 | Bewußtsein eines gegebenen Mannigfaltigen einer Anschauung | ||||||
26 | eben sowohl unter einem reinen Selbstbewußtsein a priori, wie empirische | ||||||
27 | Anschauung unter einer reinen sinnlichen, die gleichfalls a priori statt | ||||||
28 | hat, stehe. - Im obigen Satze ist also der Anfang einer Deduction der | ||||||
29 | reinen Verstandesbegriffe gemacht, in welcher ich, da die Kategorien unabhängig | ||||||
30 | von Sinnlichkeit bloß im Verstande entspringen, noch von | ||||||
*) Der Beweisgrund beruht auf der vorgestellten Einheit der Anschauung, dadurch ein Gegenstand gegeben wird, welche jederzeit eine Synthesis des mannigfaltigen zu einer Anschauung gegebenen in sich schließt und schon die Beziehung dieses letzteren auf Einheit der Apperception enthält. | |||||||
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