Kant: AA I, Allgemeine Naturgeschichte und ... , Seite 325 |
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01 | Vorzug hat, daß es, so zu sagen, aus sich selbst wirksam, | ||||||
02 | anstatt sich durch die Mittheilung zu verringern, oder zu erschöpfen, | ||||||
03 | vielmehr eben dadurch mehr Stärke und Heftigkeit überkommt und also | ||||||
04 | nur Stoff und Nahrung zum Unterhalte erfordert, um immer fort zu | ||||||
05 | währen; dahingegen die Gluth einer auf den höchsten Grad erhitzten | ||||||
06 | Masse ein blos leidender Zustand ist, der sich durch die Gemeinschaft | ||||||
07 | der berührenden Materie unaufhörlich vermindert und keine eigene | ||||||
08 | Kräfte hat, sich aus einem kleinen Anfange auszubreiten, oder bei der | ||||||
09 | Verminderung wiederum aufzuleben, wenn man, sage ich, dieses erwägt, | ||||||
10 | so wird man, ich geschweige der anderen Gründe, schon hieraus sattsam | ||||||
11 | ersehen können, daß der Sonne, der Quelle des Lichtes und der Wärme | ||||||
12 | in jeglichem Weltbau, jene Eigenschaft wahrscheinlicher Weise müsse | ||||||
13 | beigelegt werden. | ||||||
14 | Wenn die Sonne nun, oder die Sonnen überhaupt flammende | ||||||
15 | Kugeln sind, so ist die erste Beschaffenheit ihrer Oberfläche, die sich | ||||||
16 | hieraus abnehmen läßt, daß auf ihnen Luft befindlich sein müsse, weil | ||||||
17 | ohne Luft kein Feuer brennt. Dieser Umstand giebt Anlaß zu merkwürdigen | ||||||
18 | Folgerungen. Denn wenn man erstlich die Atmosphäre der | ||||||
19 | Sonne und ihr Gewicht in Verhältniß des Sonnenklumpens setzt: in | ||||||
20 | welchem Stande der Zusammendrückung wird diese Luft nicht sein, | ||||||
21 | und wie vermögend wird sie nicht eben dadurch werden, die heftigsten | ||||||
22 | Grade des Feuers durch ihre Federkraft zu unterhalten? In dieser | ||||||
23 | Atmosphäre erheben sich allem Vermuthen nach auch die Rauchwolken | ||||||
24 | von den durch die Flamme aufgelöseten Materien, die, wie man nicht | ||||||
25 | zweifeln darf, eine Mischung von groben und leichteren Theilchen in | ||||||
26 | sich haben, welche, nachdem sie sich zu einer Höhe, die für sie eine | ||||||
27 | kühlere Luft hegt, erhoben haben, in schweren Pech= und Schwefelregen | ||||||
28 | hinabstürzen und der Flamme neue Nahrung zuführen. Eben diese | ||||||
29 | Atmosphäre ist auch aus den gleichen Ursachen, wie auf unserer Erde | ||||||
30 | von den Bewegungen der Wege nicht befreiet, welche aber dem Ansehen | ||||||
31 | nach alles, was die Einbildungskraft nur sich vorzustellen vermag, | ||||||
32 | an Heftigkeit weit übertreffen müssen. Wenn irgend eine Gegend | ||||||
33 | auf der Oberfläche der Sonne entweder durch die erstickende Gewalt | ||||||
34 | der ausbrechenden Dämpfe, oder durch den sparsamen Zufluß brennbarer | ||||||
35 | Materien in dem Ausbruche der Flamme nachläßt, so erkühlt | ||||||
36 | die darüber befindliche Luft einigermaßen, und indem sie sich zusammenzieht, | ||||||
37 | giebt sie der daneben befindlichen Platz, mit einer dem Überschusse | ||||||
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