Kant: AA I, Gedanken von der wahren ... , Seite 156 |
|||||||
Zeile:
|
Text (Kant):
|
Randtext (Kant)
|
|
||||
01 | auch das Gleichgewicht halten, wenn man sie gleich beide ein wenig | ||||||
02 | auf die Wagschalen fallen läßt, da doch, wofern jenes statt hätte, alsdann | ||||||
03 | hier ein ungemeiner Ausschlag erfolgen müßte. | ||||||
04 | Diese Regel muß also in Bestimmung der Regeln | Anwendung | |||||
05 | von dem Widerstande des Mittelraumes, darin Körper | auf die Bewegung | |||||
06 | sich frei bewegen, hinfür mit in Anschlag kommen. Denn | in medio | |||||
07 | wenn die Geschwindigkeit schon sehr klein zu werden anfängt, | resistente . | |||||
08 | so thut der Mittelraum nicht mehr so viel zur Verringerung | ||||||
09 | der Bewegung als vorher, sondern dieselbe verliert sich zum Theil | ||||||
10 | von selber. | ||||||
11 | § 134. |
||||||
12 | Wir sind in dem Mittelpunkte der artigsten Aufgaben, | Ob die Lebendigwerdung | |||||
13 | welche die abstracte Mechanik vorher niemals hat | und freie Bewegung | |||||
14 | gewähren können. | in | |||||
allen größern | |||||||
15 | Wir haben die Frage aufgeworfen, ob die Körper | Graden der | |||||
16 | auch bei allen Geschwindigkeiten, sie mögen so klein | Geschwindigkeit | |||||
17 | sein, wie sie wollen, zur völligen Lebendigwerdung der | ins unendliche | |||||
18 | Kraft gelangen und ihre Bewegungen unverändert frei | möglich | |||||
19 | fortsetzen können. Jetzt wollen wir untersuchen, ob sie | sei. | |||||
20 | auch dieselbe in allen höhern Graden der Geschwindigkeiten | ||||||
21 | ins unendliche zu leisten vermögend seien, das ist, ob die Körper die | ||||||
22 | ihnen ertheilte Bewegung frei fortsetzen und unvermindert erhalten, | ||||||
23 | folglich zur völligen Lebendigwerdung der Kraft gelangen können, die | ||||||
24 | Geschwindigkeit, die ihnen ertheilt worden, mag so groß sein, wie | ||||||
25 | sie wolle. | ||||||
26 | Weil die Lebendigwerdung und die darauf sich gründende unvermindert | ||||||
27 | freie Fortsetzung der Bewegung ein Erfolg der innern Naturkraft | ||||||
28 | des Körpers ist, folglich allemal voraussetzt, daß diese vermögend | ||||||
29 | sei jene in sich hervorzubringen und zu dem erforderlichen Grade der | ||||||
30 | Intension von selber zu gelangen: so kommt es bei der Leistung aller | ||||||
31 | ins unendliche höhern Grade der lebendigen Kraft einzig und allein | ||||||
32 | auf die Größe und das Vermögen dieser Naturkraft an. Nun ist aber | ||||||
33 | keine Größe der Natur wirklich unendlich, wie dieses die Metaphysik auf | ||||||
34 | eine unbetrügliche Art darthut: also muß die besagte Naturkraft eines | ||||||
35 | jeden Körpers eine bestimmte endliche Quantität haben. Daher ist | ||||||
36 | ihr Vermögen zu wirken auch in ein endliches Maß eingeschränkt, und | ||||||
[ Seite 155 ] [ Seite 157 ] [ Inhaltsverzeichnis ] |