Kant: AA I, Gedanken von der wahren ... , Seite 137 |
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01 | in eben der Zeit thun kann, als da seine Masse zweimal größer war, | ||||||
02 | sondern es wird mehr Zeit dazu brauchen; mithin weil die Action | ||||||
03 | desto kleiner wird, je größer die Zeit ist, die zu eben demselben Effect | ||||||
04 | angewandt worden, so wird die Action nothwendig alsdann kleiner sein | ||||||
05 | müssen, als wenn die Masse von B bei eben derselben Geschwindigkeit | ||||||
06 | zweimal größer ist, welches also dem Resultat der zweiten Nummer | ||||||
07 | widerspricht. | ||||||
08 | Alle diese Widersprüche aber sind in dem vorhabenden Wolffischen | ||||||
09 | Beweise anzutreffen, wenn man ihm gleich den Satz schenkt, den er | ||||||
10 | zum Grunde legt: nämlich daß die Actiones ungleich sein können, | ||||||
11 | deren Effectus doch gleich sind. Dieser Satz, den nie ein Sterblicher | ||||||
12 | sich hat einfallen lassen zu behaupten, ist ein Widerspruch in der besten | ||||||
13 | Form, so genau als man sie nur immer ersinnen kann. Denn das | ||||||
14 | Wort der Action ist ein relatives Wort, welches die Wirkung oder | ||||||
15 | Effect in einem Dinge andeutet, in so weit ein anderes Ding den | ||||||
16 | Grund davon in sich enthält. Es ist also der Effect und die Action | ||||||
17 | eben dasselbe, und die Bedeutung unterscheidet sich nur darin, daß ich | ||||||
18 | es bald zu demjenigen Dinge referire, welches der Grund davon ist, | ||||||
19 | bald außer demselben betrachte. Es würde also eben so viel gesagt | ||||||
20 | sein, als: eine Action könne sich selber ungleich sein. Zudem hat es | ||||||
21 | nur deswegen den Namen der Action, weil von ihr ein Effect abhängt, | ||||||
22 | und wenn in dieser Action ein Theil sein könnte, von dem nicht ein | ||||||
23 | ihm gleicher Effect abhinge, so würde derselbe Theil den Namen der | ||||||
24 | Action auch nicht haben können. Wenn auch schon die Zeiten ungleich | ||||||
25 | sind, darin eben dieselbe Effectus hervorgebracht worden, so bleiben die | ||||||
26 | daran gewandte Actiones dennoch gleich, und es folgt nur daraus: daß | ||||||
27 | bei gleichen Zeiten die Effecte und auch die ihnen correspondirende | ||||||
28 | Actiones ungleich sein werden. | ||||||
29 | Kurz hievon zu reden: Es leuchtet sogleich in die Augen, daß | ||||||
30 | ganz besondere Ursachen müssen gewesen sein, welche so ausnehmende | ||||||
31 | Fehler in dieser Abhandlung veranlaßt haben, die mit der bekannten | ||||||
32 | und hochgepriesenen Scharfsinnigkeit des Verfassers, die aus allem demjenigen | ||||||
33 | hervorleuchtet, was sein Eigenthum ist, gar nicht zusammen | ||||||
34 | stimmen. Es ist nicht schwer zu ermessen: daß das rühmliche Verlangen, | ||||||
35 | die Ehre des Herrn von Leibniz, welche man damals für die | ||||||
36 | Ehre von ganz Deutschland hielt, zu retten, diese Bemühung hervorgebracht | ||||||
37 | und die Beweise in einer viel vortheilhafteren Gestalt dargestellt | ||||||
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