Kant: AA I, Gedanken von der wahren ... , Seite 135 |
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01 | einander in einer Reihe mittheilen können. Es sei nämlich die Geschwindigkeit, | ||||||
02 | die die Reihe Federn in der 23ten Figur dem Körper, | ||||||
03 | bis sie sich völlig ausgestreckt haben, ertheilt, wie 10, die Geschwindigkeit | ||||||
04 | aber, womit eine derselben, z. E. a , für sich allein, nämlich ohne | ||||||
05 | daß sie einen Körper fortstößt, aufspringt, wie 8: so ist klar, daß in | ||||||
06 | der Methode der 25ten Figur die 4 Federn dem Körper nur 8 Grade | ||||||
07 | Geschwindigkeit werden ertheilen können. Denn so bald der Körper | ||||||
08 | diese Grade empfangen hat, so hat er eben so viel Geschwindigkeit, | ||||||
09 | als die Federn, die ihn fortstoßen sollen, selber haben, wenn sie frei | ||||||
10 | aufspringen, also werden sie alsdann nichts mehr in ihn hineinbringen | ||||||
11 | können. Indessen ist doch unstrittig, daß, wenn dieser Körper F durch | ||||||
12 | den Anlauf diese 4 Federn in der 25ten Figur wieder zudrücken soll, | ||||||
13 | er eben so wohl 10 ganze Grade Kraft hiezu nöthig habe, als in der | ||||||
14 | 23ten oder 24ten. Weil aber eben diese 25te Figur die Abbildung | ||||||
15 | der elastischen Kraft eines jeden Körpers sein kann, so erhellt hieraus, | ||||||
16 | daß es möglich sei, daß ein völlig elastischer Körper gegen einen unbeweglichen | ||||||
17 | Widerhalt mit einer gewissen Geschwindigkeit anlaufen | ||||||
18 | könne, und daß diesem ungeachtet die Geschwindigkeit, womit er zurück | ||||||
19 | prallt, viel kleiner sein könne, als womit er angestoßen hatte. Wenn | ||||||
20 | man aber doch gerne haben will, daß diese 4 Federn dem Körper, den | ||||||
21 | sie stoßen, ihre ganze Kraft mittheilen sollen, so muß man zu der | ||||||
22 | Masse F noch 2/10 hinzuthun, denn alsdann werden die 4 Federn an | ||||||
23 | der Menge der Materie dasjenige ersetzen, was sie mit der Geschwindigkeit | ||||||
24 | nicht einbringen können. | ||||||
25 | IV |
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26 | Erläuterung des 105ten §. |
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27 | Ich habe mich nicht deutlich genug erklärt, da ich | Ausführliche | |||||
28 | pag. 116 den ungemeinen Fehler in dem Argumente des | Darlegung der | |||||
29 | Herrn Baron Wolffens habe anzeigen wollen. Es | Fehler in dem | |||||
30 | scheint beim ersten Anblicke, als wenn der Schluß darin | Wolffischen | |||||
31 | noch mathematisch genug heraus komme, nämlich der | Beweise. | |||||
32 | Regel gemäß: äquales rationes sibi substitui invicem possunt ; allein | ||||||
33 | er hat in der That mit derselben gar keine Gemeinschaft. Der vorhergehende | ||||||
34 | Fall war dieser: Tempora, quibus duo mobilia, si sunt | ||||||
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