Kant: AA I, Gedanken von der wahren ... , Seite 109 |
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01 | daß es unmöglich sei, daß ein Körper seine ganze Kraft einem andern | ||||||
02 | mittheile, suchte dem Herrn von Leibniz alle die Kunststücke verdächtig | ||||||
03 | zu machen, wodurch er dieses zu leisten vermeinte. Daher widerstritt | ||||||
04 | er ihm mit allem Eifer: daß der vierfache Körper 1 A*) durch einen | ||||||
05 | Stoß auf den vollkommen steifen Hebel 1ACB im Punkte 1 A, dessen | ||||||
06 | Entfernung vom Ruhepunkte C gegen die Entfernung CB viertheilig | ||||||
07 | ist, dem einfachen Körper B seine ganze Kraft mittheilen könne; denn | ||||||
08 | dahin lenkte sich der Herr von Leibniz in Behauptung seines mechanischen | ||||||
09 | Falles, von dem wir gehandelt haben. Herr Papin wurde den Vortheil | ||||||
10 | nicht gewahr, den seine Sache erhalten konnte, wenn er diese | ||||||
11 | Auflösung ergriffen und daraus selber gegen die lebendige Kräfte geschlossen | ||||||
12 | hätte. Er faßte daher dieselbe an: aber mit so schwachen | ||||||
13 | Gründen, die seinem Gegner den Muth vermehrten auf der Behauptung | ||||||
14 | desselben zu beharren. Leibniz bestand also auf der Richtigkeit | ||||||
15 | dieses Kunstgriffes, dessen er sich glaubte bedienen zu können, um in | ||||||
16 | einen Körper die ganze Kraft eines andern durch einen einzigen Sto | ||||||
17 | zu versetzen. Er nahm die Gründe, die Papin angeführt hatte, die | ||||||
18 | Scheinbarkeit desselben zu zeigen, mit Dankbarkeit an und räumte die | ||||||
19 | Schwierigkeiten weg, womit derselbe diese hinwiederum zu vereitelen | ||||||
20 | vermeinte. Ich glaube, daß er folgendes in rechtem Ernst gesagt | ||||||
21 | habe: Cum Florentiä essem, dedi amico aliam adhuc demonstrationem | ||||||
22 | pro possibilitate translationis virium totalium etc. corpore majore | ||||||
23 | in minus quiescens, prorsus affinem illis ipsis, quä Clariss. Papinus | ||||||
24 | ingeniosissime pro me juvando excogitavit, pro quibus gratias debeo, | ||||||
25 | imo et ago sinceritate eius dignas. Wir wollen jetzt sehen, daß Leibniz | ||||||
26 | seiner Sache einen sehr schlechten Schwung gegeben habe, indem er | ||||||
27 | auf der Behauptung dieses Satzes steif beharrte, den er seinem Gegner | ||||||
28 | vielmehr hätte einräumen sollen; denn alsdann hätte er zwar die | ||||||
29 | Nebensache verloren (deren Verlust ihm aber gar keinen Nachtheil | ||||||
30 | bringen konnte), allein die Hauptsache würde er gewonnen haben. | ||||||
31 | Herr Papin hätte auf folgende Art argumentiren können und auch | ||||||
32 | sollen, um seinen Gegner auf seinem eigenen Geständnisse zu ertappen. | ||||||
33 | Wenn der vierfache Körper 1 A mit einem Grade | Beweis, daß | |||||
34 | Geschwindigkeit den Hebel in 1 A stößt, so ist augenscheinlich: | ein vierfacher | |||||
*) Fig. XV. | |||||||
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